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Wir sind Reisende in einem fremden Land

Drama, Volksbühne Foto: Thomas Aurin



Immer auf Achse, immer auf der Bühne, immer am Anschlag, immer volle Präsenz. So sieht das Bühnenleben von Performer:innen aus. Im Schnelldurchlauf müssen sie auf allen Ebenen brillieren. Ob nun im Schauspiel, ob im Gesang, ob im Tanz, immer wird volle Verausgabung und volle Hingabe gefordert. Immer sind die Höchstleistungen zu erbringen. Für die Regisseure sind sie häufig Mittel zum Zweck, obwohl diese ohne die Darsteller:innen ihre Kunst nicht präsentieren könnten. Das Drama findet also nicht auf der Bühne sondern hinter der Bühne statt. Zumal die Bezahlung meist in keinem angemessenem Rahmen zum Einsatz steht. Davon erzählt die Bühnenshow "Drama" von Constanza Macras bzw. ihrem Ensemble DorkyPark eindrucksvoll. Und durchaus mit großem Unterhaltungs- und Spaßfaktor. Denn Macras hat ein tolles Ensemble auf der Bühne zusammen gebracht und versteht deren zahlreiche Talente bestens zur Geltung zu bringen.
So stellen sie in der ersten Szene in pantomimischen Szenen allerhand Dramen aus der Feder Shakespeares dar. Um gleich darauf zu Playmobilfiguren zu mutieren und in Rollen aus Telenovelas zu schlüpfen. Da spielen sich dann weniger Macht- als Familiendramen ab. Doch ebenso schnell ist die rückwärtige Leinwand zu einer Showtreppe geworden und man scheint in den Friedrichstadtpalast versetzt worden zu sein. Da stolzieren graziös die Tänzer:innen in knapper Kleidung und mit Federhüten die Beine hoch schwingend die Treppe herunter. Wenig später strauchelt eine der Tänzerinnen und humpelt, fällt fast herunter, kann sich nur rückwärts wieder noch oben bewegen. Oft wird diese Treppe auch zur Rutschbahn. Dann klappen die Treppenstufen herunter und es gibt kein Halten mehr.
Wie sich der Alltag der Tänzer:innen hinter der schönen perfekten Fassade, die sie stets aufrecht erhalten müssen, abspielt, davon erzählen sie exemplarisch anhand der Brasilianischen Varieteshows, in denen sie auch auf der Bühne abliefern müssen, wenn sie krank oder verletzt sind. Immer wieder greifen einzelne der Performer:innen zum Mikro und erzählen von ihrem Alltag oder sprechen die Emotionen direkt an, indem sie einen Song singen. Herausragt dabei der türkische Song von Candaş Bas, der davon handelt, dass sie alle Reisende in einem fremden Land sind, auf der Suche nach einem Ort, an dem sie gesehen werden. Der Abend ist ein Feuerwerk der Geschichten, der Bilder, der Musik, der Gefühle und der Dramen. Der große Auftritt für den maximalen Eindruck. Macras beherrscht ihn immer noch.
Birgit Schmalmack vom 27.4.23