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Vom Gefühl ein Niemand zu sein



Von einer Odyssee, die nur scheinbar endet, vom Nachhausekommen, das sich nicht so anfühlt, vom Ankommen, das nur Vermissen kennt, vom Gefühl, ein Niemand zu sein. Davon erzählen die sieben Künstler:innen (Alona Konvalchuk, Uliana Fedak, Anastasiia Kibizova, Oleksandr Koval, Pavlo Krushnow) aus der Ukraine, die sich für das Projekt "Kyiv 2030 – Odyssee 2023" auf Kampnagel zusammen gefunden haben.

Drei Monate haben sie dazu gemeinsam recherchiert, unter der Leitung von David Chotjewitz und Volkmar Sippel. Herausgekommen ist eine sehr eindrückliche und persönliche Performance. Das lag nicht nur an den selbst geschriebenen und erarbeiteten Texten, die sie dafür verwendeten, sondern auch an den Künstler:innen selbst. Allesamt sind sie sehr ausdrucksstarke Persönlichkeiten, die viel zu erzählen haben und darüber hinaus über eine hohe Bühnenpräsenz verfügen. Jeder Schritt, jede Mimik, jede Gestik, jede Bewegung zeugt von hoher Professionalität.

Wenn Ira Verenych-Ostrovska vom ihrem Zurückkommen in ihr Haus in Butscha berichtet, geht das an die Nieren. Im Haus stinkt es fürchterlich nach Exkrementen. Ihre Fotografien sind zerschossen, bei ihrem Piano sind alle Saiten zerschnitten und die Tasten herausgerissen. Dieses Haus kann nie mehr ihr Zuhause sein. Während sie dieses vorträgt, rollen die Tränen über ihr Gesicht. Doch auch der Tanz zweier Frauen, der immer wieder von Vertrautheit zu Kampfeswut, von Freundschaft zu Gewalt kippt, nimmt gefangen. Wie die Auftritte der anderen Beteiligten.

Gerne hätte man ihnen noch weiter zugesehen und -gehört. Man wünscht ihnen die Möglichkeit, weiter zusammen arbeiten zu können und Räume in Hamburg zu bekommen, an denen sie ihr Können und ihr Wissen zeigen dürfen. Denn soviel wurde in der kurzen Kostprobe klar: Sie haben was zu sagen.

Birgit Schmalmack vom 28.4.23