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Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich, Th Bernd Grawert ist dieser Passagier auf der Nadir, dem weißen Schiff, das so wirkt, als sei es gerade aus der Kochwäsche gezogen worden. Er nutzt den Ballsaal des Thalia in der Gaußstraße voll aus, um von seinen Tagen unter den Celebreties zu erzählen. Er jagt die Showtreppe hinauf, um oben von Deck auf das Wasser zu schauen. Er setzt sich zwischen die Zuschauer:innen, um mit ihnen in Kontakt zu treten. Er nimmt Platz an der Bar, um von einem Gottesdienstbesuch zu erzählen, der auch auf der Nadir in der Bar stattfand. Er setzt sich ans Klavier, um von der Befriedigung („Satisfaction“) zu singen. Er tanzt auf der Bühne, um das abendliche Showprogramm zu illustrieren. Er gibt dem kritischen und erschreckend ehrlichen Kreuzfahrtfahrer in David Foster Wallace Essay Stimme, Gesicht und Körper. Es bringt ihm sichtlich Spaß alle Facetten dieses Mannes und von weiteren Prototypen unter den Passagieren darzustellen, denn er ist ein Komödiant, der das Abgründige zu schätzen weiß.

Blue Skies, Thalia Bosse wollte wohl keine allzu deprimierende Arbeit an den Anfang der neuen Spielzeit stellen. Es ist ihm gelungen. Wenn das überlange Stück auf dem Spielplan steht, ist das Theater ausverkauft und das Publikum am Schluss über den sehr unterhaltsamen Abend begeistert, der nie mit moralisierenden Aufrufen zu Veränderungen nervte. Und das ist bei diesem Thema auch eine Leistung. Vielleicht könnte er sogar durch die menschliche Absurdität, die uns auf der Bühne vorgeführt wird, mehr bewirken als all die gutmenschelnden Ermahnungen, die sonst zu hören und zu sehen sind und doch bisher völlig wirkungslos geblieben sind. Sind wir wirklich so hohl, kopflos und ferngesteuert wie diese Wesen auf der Bühne? Sollten dies Vertreter der homo sapiens sein?

Der Apfelgarten, Thalia Der Stoff kommt einem bekannt vor. Tschechows Kirschgarten lässt grüßen. Die Bestsellerautorin Dörte Hansen hat ihn eben mal von Russland von vor hundert Jahren in die Jetztzeit ins Alte Land verlegt. Regisseur Antu Romero Nunes bürstet die Personen ziemlich gegen den Strich und lässt sie so weit am Abgrund tänzeln, dass man nicht denken muss, man säße ein paar Häuser weiter im Ohnsorg Theater, wo gerade Hansens "Alte Land" läuft. Bei ihm treffen jetzt nicht nur Arm und Reich, nicht nur Provinzler auf Städter, nicht nur Arbeiter auf Bourgoise sondern auch Vergnügungssüchtige auf Bodenständige und Verdränger auf Erleidende. (Foto: Krafft Angerer)

Das Ende von Ifflingen, Thalia Wilfried Mues hat dieses Stück mit seinen drei himmlischen Clowns, die stets über ihre eigenen Füße stolpern herrlich amüsant umgesetzt. Denn sie sind traurige Komödianten, die genau zu ahnen scheinen, wozu sie hier angestiftet werden sollen und sich diesem Tun auf ihre tollpatschige Art widersetzen. Ein kleines Kabinettstückchen der besonders witzigen hintergründigen Art auf der Werkstattbühne des Thalia in der Gaußstraße. Mit den drei Darstellern hat der Regisseur die Idealbesetzung gefunden, von denen alle drei in ihren Persönlichkeiten überzeugten. Der eine als übereifriger Vollstrecker (Julian Greis), der andere als querschießender Zauderer (Steffen Siegmund) und der dritte als braver Vermittler (Oliver Mallison), der bei niemanden anecken möchte.

Ein von Schatten begrenzter Raum, Thalia Auf diese Weise schafft die Regie, den Inhalt des umfangreichen Romans in nur gut eineinhalb Stunden als Gastspiel des Schauspiel Kölns in Szene zu setzen. Das ist mit Geschick für Timing, für Stimmungen und für Abwechslung umgesetzt. Doch manchmal fällt es schwer, mit diesem Tempo Schritt zu halten. Die stillen Momente drohen dabei fast unterzugehen, dabei hätte diese spannende Frau ein Innehalten, ein Raumgeben und eine Differenzierung verdient. Denn sie ist gerade keine, die nur auf die Umstände reagiert sondern ganz im Gegenteil agiert und gestaltet. (Foto: David Baltzer)

Faust, Gretchen, Fraktur, Thalia Dem Autor, der das Stück auch inszeniert hat, ist es gelungen, das Drama so intensiv, berührend, spielerisch, komisch und dennoch ernstnehmend neu zu erdichten, dass es durch sein vermeintliches Zerfließen doch wundersamer Weise extrem verdichtet wird. Selten wurde wohl gleichzeitig versucht, die Aspekte von damals mit denen von heute zu verbinden, ohne eine der Zeit-Ebenen als weniger bedeutend zu erklären. (Foto: Lea Pech)

Fifty and one Shades of Meryem, Thalia Man könne sich mit Meryem nicht streiten, so behaupten Freunde per Einspielung aus dem Kassettenrekorder, und zwar aus dem Grund, weil sie ständig das Thema wechsele. Auch dieser Abend unter der zurückhaltenden, einfühlsamen Regie von Camilla Ferraz springt von einem Thema zum nächsten und beschränkt sich selbst nicht durch Forderung nach einengender Stringenz. So bringt dieses Kaleidoskop die Persönlichkeit einer jungen Schauspielerin zum Funkeln, ohne dass es sich anmaßt eine klare Botschaft zu vermitteln. Vielmehr lässt es die vielschichtige Collage des Lebens einer jungen Frau mit all ihren Ungereimtheiten entstehen. Hier wird mal keine Zerrissenheit zwischen den Kulturen abgebildet, sondern einfach völlig unaufgeregt eine junge Künstlerin gezeigt, die voller Neugier und Spiellust durch ihr Leben geht und keine Angst vor dem Scheitern und vor dem Unbekannten hat. Schön wenn man ihr dabei auf der intimen Bühne des Ballsaales im Thalia in der Gaußstraße zuschauen darf. (Foto: Fabian Hammerl)

Yol oder ein Zebrastreifen geht Sonne suchen, Thal Eine melancholische Atmosphäre durchzieht diesen Abend, aber durchdrungen von dem ständigen Versuch, sich gegen alle Widerstände zu verknüpfen. Auch wenn Nina zum Schluss alleine in den Schatten der Gaußhöfe verschwindet, ist man sich insgeheim sicher, dass die Drei auch danach noch den Kontakt zueinander suchen werden. Ihre Sehnsucht nach Verbindung und Unterstützung wird nicht aufhören. Eine kleine Botschaft der Hoffnung in Zeiten der Zersplitterung und Fragmentierung im heutigen Deutschland.(Foto: Fabian Hammerl)

Als wäre es gestern gewesen, Thalia Genau durch diese ganz dezente und doch passgenaue Konzeption dieses Abends, der so klein und unaufgeregt als Feier des Lebens und der Liebe daherkommt, liegt seine Kraft, die die Zuschauer:innen auch beim Hamburger Gastspiel im Rahmen des Nachbarschaft-Festivals in der Gaußstraße zum Schluss von den Stühlen riss und dem Ensemble mit Standing Ovations für den warmherzigen und bewegenden Abend dankte.

Der zerbrochene Krug, Theaterfestival So geht es in dieser Inszenierung nicht nur um Machtmissbrauch in einem Dorf sondern auch um Ausbeutung im globalen Rahmen. Doch diese Hinweise kann man auch getrost übersehen, wenn man sich an dem handwerklich sauber gearbeiteten Abend, der als Gastspiel vom Deutschen Theater aus Berlin nach Hamburg kam, erfreut. Keiner, der einen von den Stühlen haut, aber einer, der vieles richtig macht.

Romantische Erkundungen, Thalia Auf der scheinbaren Chaosbühne arrangiert Regisseur Till Dogan Ertener mit leichter Hand zwischen Dialeinwänden, Klavier und Plastikfolien die verlorenen Seelen dieses Stückes. Toll wenn sein Ensemble die so eindrücklich spielen kann wie Sophia Burtscher, die ihrer Katharina so viele Ebenen zu geben vermochte, dass man ihre Abgründe in jedem Moment spürte, auch wenn sie sie nicht in Worte fasste. Ebenso brillierte sie als verruchte, verrauchte und großspurige Frau des Nachbarhauses. Ertener erschuf so innerhalb von einer kurzen Stunde einen Stimmungsraum, der Lust auf mehr machte.

Körber Junge Regie 2024 "Penelope" war das diesjährige Siegerstück des Körber Jungen Regie Festivals. Giulia Giammona vom Mozarteum aus Salzburg hat das Drama von Leonora Carrington klug konzipiert und hochkünstlerisch und bildmächtig in Szene gesetzt. Erstaunlich ausgereift für eine Jungregisseurin.

Macbeth, Theaterfestival So konnte man sich ungestört von derartigen Gefühlen, die Nachdenklichkeit hervorrufen würden, ganz dem Genuss des Schauspielfestes auf der Bühne mit seiner enormen Verwandlungskunst in Sekundenschnelle hingeben. Dementsprechend war dann auch das Publikum beim Hamburger Gastspiel völlig begeistert und feierte die Leistung der Darsteller:innen mit Standing Ovations. Dennoch hatte Johan Simons sehr wohl eine Botschaft bei seiner Inszenierung am Schauspielhaus Bochum im Sinn. Sie blieb aber im wahrsten Sinne ganz im Hintergrund. Auf die Rückwand wurden Bilder aus einer ergrünenden, krabbelnden, scheinbar idyllischen Natur projiziert. Also: Selbst wenn der Mensch sich als Depp erweist und sich selbst in seinem Überlegenheitswahn auslöschen wird, wird die Natur überleben und ohne diese egomanische Mitbewohner zu neuer Schönheit aufblühen.

State of Affairs, Thalia Sie tut zwar so, als wenn sie deutliche Botschaften hätte, aber konterkariert sie dann durch ihr Tun auf der Bühne, das genau so selbstverliebt, egoistisch und kleinkariert wie das aller anderen ist, die sie angeblich mit wohlfeilen Appellen beeinflussen wollte. Doch: Kein Gandhi in Sicht. Das ist eigentlich die desillusionierende Botschaft dieses Stückes, auch wenn es mit seiner Eingangs- und Schlussszene kurz mal so tat, als könnte es anders sein.(Foto: Krafft Angerer)

Ljodahått, Nachtasyl So ist der Abend bis in jede Bewegung, in jede Mimik, in jedes Wort, in jeden Ton Teil einer Inszenierung. Dieser verwegene und sympathische Haufen ist ein Ereignis, ihr Auftreten eine große Show im Kleinen. Schade dass im Nachtasyl noch Plätze frei blieben. Deswegen: Wann immer sich noch einmal die Gelegenheit bieten sollte, Ljodahått zu erleben, auf jeden Fall hingehen. Dieses Erlebnis sollte man sich nicht entgehen lassen.

Das Leben ein Traum, Thalia In seiner Inszenierung dieses andeutungsreichen und vielschichtigen Stück hat Johan Simon weniger Traumgestalten als vielmehr traurige Clowns auf die Thaliabühne gestellt. Sie stolpern beherzt und unbeholfen über die vom Leben gestellten Aufgaben, ohne zu ahnen, was der große Plan dahinter sein könnte. Sie stehen auf der schwarzen Bühne mit großen Spiegelwand und sehen immer nur sich selbst. Zusammen gehalten wird die Inszenierung von Jens Harzer, der als einziger genau zu wissen scheint, dass er nichts weiß und damit nur von Minute zu Minute einen Schritt vor den nächsten setzen kann. Während alle anderen so tun müssen, als hätten sie Ziele und eine Strategie sie zu erreichen. (Foto: Armin Smailovic)

Noch wach?, Thalia So ist die Inszenierung von Christoph Rüping zwar desillusionierend, dass sich nach Me Too irgendetwas verändert haben könnte, aber wahrscheinlich umso realistischer. Seine Distanzierung zum Hauptdarsteller besteht hauptsächlich darin, dass er ihn auf vier Schauspieler:innen verteilt. Doch anstatt den Finger in die Wunden zu legen, hangelt er sich mit seinem hervorragendem Cast (Nils Kahnwald, Maike Knirsch, Hans Löw, Julia Riedler, Cathérine Seifert, Oda Thormeyer) durch die Misere, getreu dem Motto der Branche, in der alles spielt: Unterhaltung ist alles. Und wenn der Content zu sehr herumdümpelt, dann eben schnell ein wenig Musik. Dazu dröhnen dann die Beats und Inez tritt mit überwältigendem Songs über Love und Time auf. So auch zum Schluss: Da regnet es von Inez noch mal Rote Rosen, doch der Song der früheren Feministinnen hat auch schon lange seinen Popularitätshöhepunkt überschritten und zeigt nur: Es hat sich immer noch zu wenig verändert.(Foto: Krafft Angerer)

Schande, Thalia Schade dass Regisseur Mattias Andersson nicht konsequent alle Bedrohung von außen im Nicht-Sichtbaren wie bei der Stimme aus dem Off belässt. Die Ebene der hereinbrechenden Jugendgang, die zunächst an den Rändern Baseball trainiert und dann zu einer verwüstenden Soldatengruppe wird, zieht das wohl ausbalancierte Spiel der Drei auf dem Podest auf eine Ebene der klischierten Banalität herunter, die der Abend nicht gebraucht hätte. Doch abgesehen davon: ein sehenswertes, erhellendes Kammerspiel über die dunklen Flecken unter unserer westlichen IKEA-Gemütlichkeit. (Foto: Armin Smailovic)

Grandpa Puss; or how God disappeared So zeigt Houbrechts, dass im Erinnern, im Reden, im Konfrontieren, im Aufarbeiten auch eine Chance auf Durchbrechung der transgenerationellen Weitergabe von Traumata liegt. Die Opfer müssen nicht in ihrer Ohnmacht verharren. Dazu benutzt sie eine schier überwältigende Fülle an Stil- und Theatermitteln. Die Kombination aus Tanz, Oper, Schauspiel, Körpertheater, Musik und Bühnenbild erschlagen fast bei ihrem Versuch, dieses komplexe Thema auf die Bühne zu bringen. (Foto: Kurt Van der Elst)

Apocalypse tomorrow, Lessingtage So wird er zu einer perfekten Metapher auf eine Generation, die ihre Gestaltungsmöglichkeiten als äußerst bescheiden wahrnimmt und angesichts einer herannahenden Katastrophe nur an die Steigerung des Auskostens der noch verbleibenden Zeit für sich selbst denkt. Nach uns die Sintflut, wir kosten das kurze Leben davor noch voll aus. So hinterlässt dieser Abend einen äußerst düsteren, pessimistischen Eindruck, gerade weil sich keiner auf der Bühne der Apokalypse stellt. Weil hier konsequent jeder Erkenntnis und jedem Umdenken aus dem Weg gegangen wird, scheint alles umso hoffnungsloser. (Foto: Fabian Hammerl)

Warum das Kind in der Polenta kocht, Lessingtage All das wird in grell ausgemalten Szenen mit dem stetigen Hang zur Überzeichnung erzählt, während sich das Karussell des Lebens für Aglaja ständig weiterdreht, ohne dass sie selbst einen Einfluss darauf haben könnte. Die Stilmittel, die Haratischwilli für ihre Arbeit gebraucht, sind schlüssig, aber lassen wenig Raum für die leisen Töne. Rührung und Nachdenklichkeit kommen während der Vorstellung kaum auf. Das Karussell dreht sich immer weiter, Aglaja muss mit. Der Schrecken des Gesehenen breitet sich erst aus, nachdem das Karussell zum Stehen gekommen ist. (Foto: Jan Bosch)

Wolf unter Wölfen, Thalia Die Bühne (Annette Kurz) dreht sich wie der Roulette-Tisch, immer weiter. Auf ihm versucht Wolfgang Pagel verzweifelt, sich nicht zu verlieren und sogar seinen Platz zu finden. Und mit ihm alle die anderen Gestalten, die in den Wirrnissen der Zeit überleben müssen. Denn diese ist schwierig: Zwischen den beiden Weltkriegen herrschen in Deutschland Hyper-Inflation, Arbeitslosigkeit und Not. Für Pagel ist zunächst nur ein möglicher Ausweg aus dem ganzen Schlamassel erkennbar: Er setzt ganz auf das Glücksspiel, die Hoffnung mit normaler, ehrbarer Arbeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen, hat er sofort ad acta gelegt. (Foto: Armin Smailovic)

The Employees, Lessingtage Man ist fasziniert von dem ständigen medialen Gewimmel auf der Bühne und bleibt dennoch draußen vor. Gefühle der Betroffenheit stellen sich kaum ein, dafür braucht es schon die Technomusik in den Pausen. Ein sehr modernes Theater der technischen Überwältigung bei einer gleichzeitigen Erzeugung von Leere. Besser kann man kaum die Entwicklung der heutigen Medienwelt deutlich machen. Nach drei Stunden geht man abgefüllt und dennoch seltsam leergesaugt hinaus.(Foto: Natalia Kabanow)

Green Corridors, Thalia Da die Gegenwart nicht ohne die Vergangenheit auskommt, werden die Biographien dreier ermordeter Ukrainer vor und während des Zweiten Weltkrieges angerissen. Ein Komponist, eine Dichterin und der umstrittene Freiheitskämpfer Bandera fließen in die Fluchtgeschichten mit ein, und zwar als Ausschnitte aus den Filmprojekten der Schauspielerin. Eine Ebene, die nicht zwingend einleuchtet und demzufolge auch auf der Bühne diskutiert und dann abgebrochen wird. Ein mit scheinbar leichter Hand inszenierter Stoff, der dabei eigentlich nur von Unmenschlichkeit, Unrecht und Gewalt erzählt. Eine Balanceakt, der dem Regisseur mit seinem grandiosen Team herausragend gelingt. (Foto: Jan Christoph Gockel)

Planet B, Thalia Das ist ein kluges, witziges Arrangement, das mit den charakterstarken Individuen auf der Bühne und ihrer pointierten Darstellung durch die Mitglieder des Gorki-Ensembles wunderbar rüberkommt. Ein Gag jagt den nächsten, aber ohne die Tragik dahinter vergessen zu lassen. Wieder einmal ist es der Regisseurin Yael Ronen mit ihrem Team gelungen, die Balance zwischen Ernst und Unterhaltung geschickt zu halten, wenn auch der Erkenntnisgewinn dieses Mal weniger groß war als bei bisherigen Arbeiten. Aber als Sience-Fiction-Satire über eine Hybris, die zur Selbstauslöschung führen wird, ist Planet B absolut empfehlenswert.(Foto: Stefano Di Buduo)

Antigone im Amazonas, Lessingtage So stellt Rau eine durchaus romantische Vorstellung von glücklichen, nachhaltigem und naturverbundenen, gemeinschaftsorientiertem Ureinwohnerleben der ausbeuterischen (auch in kulturellen Fragen) Haltung der Europäer gegenüber. Aber natürlich mit einem noblen Ansinnen: Endlich den berechtigten Interessen und Sichtweisen ausreichend und umfangreichen Platz auf europäischen Bühnen zu verschaffen. (Foto: AFP)

No Horizon, Thalia Braucht der Mensch die Begrenzungen, die Regeln, um selbst Orientierung zu bekommen und sich nicht zu verlieren? Und passiert dies nicht ständig im Theater, wo doch alles möglich scheint? Das fragt der Regisseur Toshiki Okada mit vier Schauspieler:innen aus dem Ensemble in seiner zweiten Regiearbeit am Thaliatheater. Es wird ein philosophisches Experiment, in dem er die Darsteller:innen nicht nur mit ihren Stimmen, sondern auch mit ihren Körpern sprechen lässt. (Foto: Fabian Hammerl)

Sistas!, Thalia Herrlich unkonventionell wird nun das philosophische Gerede der russischen Intellektuellen und Großgrundbesitzer in die heutigen Diskurse einer multiperspektivischen und diversen Gesellschaft transformiert.Das ist gekonnt, unterhaltsam und dennoch nicht oberflächlich. Wenn das dann noch mit klassischem Liedgut und Squaredance kombiniert wird, um die verschiedenen kulturellen Wurzeln auch sinnlich zu erleben, wird daraus ein toller Abend, den man nun auch beim Gastspiel im Rahmen des Nachbarschaften-Festivals in Hamburg erleben durfte.

Sonne/Luft, Thalia Die Sonne lacht sich hämisch ins Fäustchen. Sie amüsiert sich auf ihrem Thron unter dem weißen Baldachin über diese Erdlinge, die sich immer wieder für viel Geld in Flugzeuge setzen würden, um sich von ihr auf einem kahlen, ausgetrockneten Stück Wüstensand braten zu lassen. Dabei dürfte ihnen doch mittlerweile hinreichend bekannt sein, wie schlecht ihnen diese Bescheinung tut. Denn diese Sonne bringe ihnen mittlerweile nicht etwa das Leben, sondern den Tod. Dennoch schade das ihrem Image keineswegs. Die Sonne grinst: Sie gelte eben stets als die Gute, als die Lebensspendende. (Foto: Birgit Hupfeld)

And now Hanau, Thalia Am Ende der gut eineinhalb Stunden absolute Stille und bedrücktes Schweigen im Kollegiensaal des Rathauses. Als die Schauspieler:innen auf die Bühne kommen, stehen spontan alle Zuschauer:innen auf und erweisen damit nicht nur ihnen die Ehre sondern auch die neun ermordeten Menschen: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtovic, Vili Viorel Paun, Fatih Saraçoglu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov.


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