www

Zuletzt besprochen

Schere, Faust, Papier, Thalia Autor Michel Decar ermutigt mit seinem Blick auf die Geschichte der Welt keineswegs. Regisseur Ersan Mondtag versucht mit seinem Szenario zwischen Science Fiction, Apokalypse und Comic Witz in die vorbeiziehenden Bilder zu bringen. Bei ihm macht es Spaß den Schauspielern bei ihren vielstimmig und gekonnt choreographierten Zusammenspiel zuzuschauen.

Eine Sommernacht, Thalia Was Regisseurin Franziska Autzen mit ihren beiden Darstellern und dem Musiker Chris Lüers aus der Geschichte von David Greig macht, ist witzig, unterhaltsam und poetisch. Auf dem engen Aktionsraum vor, auf und hinter der Theke des Nachtasyls schaffen es Löcker und Szymanski scheinbar spielend leicht ihre nächtlichen Abenteuer im nassen Edinburg miterlebbar zu machen. Ein toller Abend.

Der Spieler, Thalia Regisseur Jan Bosse lässt die Zuschauer zu Mitspielern am Rouletttisch in Destojewskis "Spieler" werden. Er gruppiert sie in weißen Partysesseln um die Bar herum und lässt Andrejs Träume von Geld, Liebe und Glück direkt vor ihren Augen aufscheinen und zerplatzen. (Foto: Fabian Hammerl)

Don Carlos, Theaterfestival Das analysiert Kimmig in seiner Don-Carlos-Krankenstation in epischer Breite. Über dreieinhalb Stunden lang seziert er die Beziehungsunfähigkeit der handelnden Personen am Hofe.

Schimmelreiter, Thalia Dieser Inszenierungszugriff auf die eigentlich so dramatische Geschichte von Theodor Storm um den innovativen Deichgrafen und seine treue Frau Elke, die zusammen den Fortschritt wagen wollen, lässt die quälenden Widerstände nachfühlbar werden - wenn auch unter Hinnahme einer zum Teil malträtierenden Langeweile. Große Teile der Zuschauer verließen zur Pause die Vorstellung. Schade, sie erlebten nicht mehr, wie sich dieses Konzept im zweiten Teil zu einem Ganzen fügte und seine Aussage durch seine stringente Form emotional spiegelte.

3000 Euro, Thalia Jost gelingt mit ihrem Schauspielerteam, aus dem Flubacher mit ihrer intelligenten Ironie herausragt, Marie Jung mit ihrer zarten Stärke beeindruckt und Patrick Bartsch mit seiner gespielten Lässigkeit überrascht, eine spannende Interpretation des Romanstoffes, die bis zum Schluss gekonnt mit ihrer Rätselhaftigkeit kokettiert.

Richard III., Thalia Nur ein einziges Mal verlässt Numeros das Gestern. Er lässt Richard an die Rampe treten und eine Rede gegen die Einwanderung der Menschen aus dem Süden, die übers Meer kommen, direkt an die Zuschauer halten. Doch dann rutscht das Stück allzu schnell in die Vergangenheit...

Geld, Thalia Geld oder Liebe? Zwischen diesen Polen agieren die Paare im zweiten Teil der Emile-Zola-Trilogie von Luk Perceval. In den unruhigen Zeiten der Vorindustrialisierung würden alle nur zu gerne beim Tanz ums Geld mitmachen. Wie elektrisiert lassen sie ihr Leben von dem harten schnellen Beat des Geldverdienens bestimmen.

Diese Geschichte von Ihnen, Theaterfestival Nachtkritik: "Diese Geschichte von Ihnen – Andrea Breth bringt einen psychologischen Krimi mit Nicholas Ofczarek und August Diehl ins Wiener Akademietheater" (Foto: Bernd Uhlig)

Erschlagt die Armen, Thalia Doch während dies im Roman emotional aufwühlend geschildert wird, wahrt Lenk im Thalia in der Gaußstraße in ihrer Inszenierung stets die kühle Distanz. So kommt nur in der vor geschalteten Viertelstunde im Foyer, in der scheinbar dokumentarisches Filmmaterial von Flüchtlingsanhörungen auf zwei Leinwänden gezeigt wird, eine Nähe zu den Flüchtlingsgeschichten auf.

Wut/Rage, Thalia Ein Abend, der einen etwas ermattet und wütend zurücklässt, gerade weil sich die Wut selbst nicht mehr zu lohnen scheint. Wut sollte den Menschen eigentlich mit Energie zum Aufbegehren versorgen, hier reicht sie gerade für den Gang zum nächsten Kiosk oder für eine müde Pöbelei des zufällig Vorbeilaufenden.

Nathan die Weise, Thalia "Digger, so war das, ich schwör!" So klingt es, wenn der Tempelritter (Steffen Siegmund) von Nathans Tochter Recha erzählt und wie er sie aus dem Feuer rettete. Zum Beweis, dass es sich hier nicht um einen altmodischen Schulstoff von Ephraim Lessing handelt, würzt er seine Story mit HipHop-Attributen.

Fraktus, Thalia Viel Rauch, viel überirdische Animationen, viel handgemachte Synthesizermusik, wenig Text und null Botschaft machen den Abend zu der erwarteten Mischung aus Nonsens, Bühneneffekten, Sinnfreiheit und Minimal-Musik.

Körber Studio Junge Regie, Thalia Nicht gehört werden, unerhört sein und Unerhörtes tun. Mit Tabus brechen, um Aufmerksamkeit ringen, auf einen Anruf warten, auf ein Abheben hoffen. Und doch unbeachtet und unverstanden bleiben. Das geschieht nicht nur Kassandra. Unerhörtes wagt gleich die erste Szene der Siegerinszenierung des diesjähriges Körber-Studio Junge Regie von Anna-Elisabeth Frick von der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg....(Fotos: Krafft Angerer)

Schnee, Thalia Mondtag traut seinen Zuschauern eine eigene Auseinandersetzung mit den angeschnittenen Themen zu. Er lässt sie zu einem Teil der Meinungsmassen werden. Sie müssen, wenn sie einen Gewinn aus dem Abend ziehen wollen, auch ihre Perspektiven ständig wechseln. Ein anstrengender, außergewöhnlicher und anregender Abend, der irritieren will und damit sehr erfolgreich ist.

Endstation Sehnsucht, Thalia Nachtkritik: "Endstation Sehnsucht – Lars-Ole Walburg inszeniert Tennessee Williams am Hamburger Thalia stimmig aber visionsfrei"

Tote ausgraben, Thalia Tote sollten sie ausgraben helfen, die Regiestudenten der Theaterakademie mit ihren Studienprojekt III. Doch tot sind weder die Stoffe, um die es ging, noch vergessen der Autor Heiner Müller. Das bewiesen auch die Arbeiten der Jungregisseure.

Kaspar, Häuser, Meer Regisseurin Friederike Harmstorf macht im Thalia in der Gaußstraße sehr deutlich, dass diese Frauen nur scheitern können. Sie tanzen auf einem Vulkan aus Akten, der jeden Moment ausbrechen kann.

Warten auf Godot, Thalia Zeit: "Estragon hat ’ne Scheibe - "Warten auf Godot" mit DJs oder wie das Thalia Theater an Beckett scheitert ...

Besuch bei Mr. Green, Thalia Das Stück von Jeff Baron ist ein flottes Wohlfühlstück mit voraussehbarem Happy-End. Gesellschaftliche Vorurteile werden in schnellen Dialogen und kurzen Szenen aufgespießt. Die beiden Thalia-Darsteller Peter Maertens und Sven Schelker sind perfekt für die Rollen geeignet.

Früchte des Zorns, Thalia Das ständige Warten und die Langeweile der Flucht wird auch in die Zuschauerreihen nachfühlbar. Diese Inszenierung kennt keine Entwicklung, keine Höhen und Tiefen, keine Brüche. Das ist zur Verdeutlichung der Tragik schlüssig, aber taucht die Inszenierung leider zu durchgehend in einförmiges, schleppendes, braunes Moll, um über die gesamte Dauer zu faszinieren.

Mitleid, Thalia Regisseur Milo Rau hat für dieses beeindruckende Stück an der Berliner Schaubühne hunderte Interviews mit NGOs geführt. Naive Gutmenschen wie diese Frau aus Europa und Amerika halten eine ganze Industrie der Helferindustrie am Laufen. Rau stellt bohrende, unangenehme Fragen. Wer leidet mit? Kann es Hilfe ohne Mitleid geben? Kann ein Mitleidender helfen? (Foto: Daniel Seiffert)

Heimatlieder aus Deutschland, Lessingtage Als Ersatz für den abgesetzten Musikantenstadl wurde schon einmal auf der Thalia Bühne im Rahmen der Lessingtage geprobt: Heimatlieder auf neudeutsch. Wie breit gefächert die Kulturen sind, die in Deutschland ihre Lieder singen, führt der Abend unter der Moderation von Mark Terkessidis und Jochen Kühling vor.

The Situation, Thalia Yael Ronen ist eine Meisterin der pointierten, mit leichter Hand inszenierten Abende, die mit Klischees und Vorteilen geschickt spielen. Mit sicherem Gespür für einen Humor, der die Auseinandersetzung mit dem Ernsten erst möglich macht, hat sie wieder einmal einen Abend inszeniert, der ohne jeden Anflug von pädagogischen Zeigefinger daherkommt und bei dem man dennoch jede Menge lernen kann. Das ist große Kunst.

Antigone of Shatila, Thalia So mutig wie Antigone kämpften die wenigsten von ihnen. Viele bekennen, dass sie sich oft den Machtverhältnissen beugten. Doch einige entdecken eine ungewohnte Stärke in sich. So erzählt eine der Frauen von ihrer Suche nach ihrem Bruder. Bei der Polizei, der syrischen Armee, bei der Al Nusra Front, bei den Aufständischen - überall wagte sie sich ohne Begleitung vor und fragte unermüdlich nach.

Der Kaufmann von Venedig, Thalia Ein Stück wie der "Kaufmann von Venedig" von Shakespeare, das antesemitisches Gedankengut zu bedienen scheint, ist in Deutschland nur schwer zu inszenieren. Das weiß auch Nicolas Stemann. Also hat er für seine Inszenierung an den Münchner Kammerspielen Shakespeares Text eher als Anregungspotential für eine intellektuelle Erörterung des Stoffes genommen. Er ist bei ihm eher eine Spiel- und Experimentiervorlage als ein Drama.

Die Masse; Thalia Welchen Mechanismen unterliegen Massenbewegungen? Das untersuchte nicht nur Ibsen in seinem Volksfeind sondern auch Le Bond in seiner Abhandlung über die Masse. Beide dienen dem chinesischen Autor Nick Yu Rong Jun als Anregungsquelle für sein Stück „Die Masse“, das jetzt im Rahmen der Lessingtage im Thalia in der Gaußstraße als Gastspiel der Shanghai Dramatic Arts aufgeführt wurde.

On Fire, Lessingtage Ein großes Tableau richtet Constanza Macras an. Alle Aspekte des umfangreichen Themas sollen berücksichtigt werden. Die weiße Macras will die Unterdrückung der Schwarzen durch die Weißen in ihrer Produktion, die in Johannesburg zusammen mit südafrikanischen Tänzern entstand, angemessen behandeln. Leider wird ihr Abend „On Fire“ so eher zu einer Aneinanderreihung unterschiedlicher Elemente als zu einem großen Wurf...

300el x 50el x 30el, Thalia FC Bergmann spielt mit so unterschiedlichen Mitteln wie Slapstick, Horror, Ingmar Bergmannfilmen und Historiengemälden und vereinigt sie zu einer Performance, die zu ungläubigem Kopfschütteln, blankem Entsetzen, beklemmender Beunruhigung, unfreiwilligem Lachen und irritiertem Nachdenken herausfordert. Ein Abend, der zwar keine Begeisterung hervorruft, aber kaum jemanden ungerührt gehen lässt.

Abschaum, Thalia Die Leistung der Darsteller ist enorm. Fast ohne Sprache erschaffen sie unter dem Regieteam Tiit Ojasoo und Ene-Liis Semper einen beeindruckenden Bilderreigen über die Spezies Mensch, der auch in der ausweglosesten Situation nicht aufgibt. Der immer wieder aufsteht, auch wenn der nächste Schritt unweigerlich zum neuerlichen Einsinken führt, weil er dazu fähig ist, immer wieder neue Hoffnungsschimmer zu erdenken und sich an sie zu klammern.

«   1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12   »

Adresse

Archiv