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Don Carlos, Deutsches Theater |
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Die Krankheit der Herrschenden
Der Hof sieht aus wie eine Krankenstation (Bühne: Katja Haß). Alles ist in gradlinigem, leicht zu reinigendem Weiß mit vielen Türen und Fenster ausgestattet, wo nur wie von Geisterhand bewegte Jalousien für Sichtschutz sorgen. Der Thron für König Philipp (Ullrich Matthes) ist ein schnöder Bürosessel auf Rollen. Seine Regentschaft ist eine der Erstarrung. Seinen Willen setzt er mit Hilfe williger Marionetten durch. Einer davon ist sein Herzog Alba, der andere der Kirchenvertreter Pater Domingo. Beide sind die ausführenden Organe Philipps, die Angst verbreiten und Gewalt, Folter, Krieg und Inquisition zu ihren Instrumenten zählen. Der Königssohn Carlos (Alexander Khuon) hat ganz andere Ziele: Zusammen mit seinem Freund Marquis von Posa (Andreas Döhler) begeisterte er sich einst für Freiheit, nicht nur in der Religionsfrage. Doch mittlerweile muss er seine angestauten Energien mit Schattenboxen, Liegestützen und Seilspringen abbauen. Seine Vater hindert ihn nicht nur daran irgendein politisches Amt zu übernehmen sondern hat ihm auch noch seine Braut weggenommen und zu seiner Stiefmutter gemacht. Nun laufen nicht nur seine politischen Ziele sondern auch seine Liebesgefühle in die Leere. Doch dann kommt sein Freund aus dem Ausland zurück und setzt alles daran um Carlos zur Überwindung seiner depressiven Inaktivität zu bewegen und sich seiner Verantwortung als Prinz zu stellen. Carlos soll den aufständischen Provinzen aus dem Joch der spanischen Besatzung helfen. Posa lässt nichts unversucht: Er versucht die Königin (Katrin Wichmann) mit einzubinden. Er tritt sogar in die Dienste Philipps ein und gibt für ihn einen "ehrlichen Menschen" und sogar den Freund., wohl wissend, dass er den König hintergehen wird für den Zweck der Mobilisierung Carlos. Er spielt hoch, zum Schluss sogar unter Einsatz seines eigenen Lebens. Doch Posa ist kein geübter Spieler. Er ist eine zu ehrliche Haut, die bei diesem Menschenpoker nur verlieren kann. Mehr als sein eigenes Leben. Durch Kimmigs ungewöhnliche Besetzung der Rollen erlaubt er ungewohnte Perspektiven auf sie: Matthes ist als Philipp der zarte, leicht ergraute aber topfitte Elder Stateman im Rolli zu Jackett, Döhler als Posa der hemdärmelige zupackende NGO-Mitarbeiter, der so gar nichts Schöngeistiges mehr hat, Khuon als Carlos der melancholische, liebeskranke Sohn, der sich in seinem Selbstmitleid suhlt, Katrin Wichmann als Elisabeth die trotzige, aufmüpfige Königin, die so gerne eine andere Rolle übernehmen würde, und Kathleen Morgeneyers als Gräfin Eboli das zarte Mädchen, das ganz von enttäuschte Liebe gelenkt wird. Macht ist wie ein Infekt, der sich epidemisch verbreitet. er steckt sogar völlig gesunde Menschen tödlich an. Die einen lähmt er in einer Depression, andere führt er in die einsame Starrsinnigkeit und weitere werden zu Wendehälsen und Falschspielern. Ingesamt zerstört diese Machtkrankheit die Beziehungen. Das analysiert Kimmig in seiner Don-Carlos-Krankenstation in epischer Breite. Über dreieinhalb Stunden lang seziert er die Beziehungsunfähigkeit der handelnden Personen am Hofe. Birgit Scjmalmack vom 20.11.16
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Zur Kritik von |
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Druckbare Version
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Schimmelreiter, Thalia Eine Sommernacht, Thalia
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