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Meine geniale Freundin, Thalia Das ist wie alles höchst ästhetisch, lässt manches ahnen, aber bleibt dennoch an der Oberfläche. Mehr psycholgische Analyse hätte man sich gewünscht. So gibt es ein tolles Ensemble, eine pralle Story, Romanstoff pur, aber das Verständnis für die Personen auf der Bühne bleibt dennoch an der Oberfläche. Leider.

Datons Tod reloaded, Thalia Das ist keine leichte Kost, die hier von dem exzellenten Ensemble (mit Pauline Rénevier, Toini Ruhnke ) in Thalia in der Gaußstraße in knappen zwei Stunden gezeigt wird. Auf der abstrakten schwarz-weißen Bühne werden hier in der Regie von Amir Reza Koohestani Überlegungen, Gedankenstränge, Erzählfäden scheinbar lose ausgelegt und wie die fahrbaren Spiegel herumgeschoben, um dann doch in der Rückschau ein sorgsam verwobenes Ganzes zu ergeben. Aber um das zu erkennen, ist ein wenig eigenes Verwebungsarbeit gefragt. Und dann macht dieser Abend einen großen Gedankenraum auf, statt ihn in einer vorgefertigten Auslegung zu begrenzen. (Foto: Krafft Angerer)

Mein Name sei Gantenbein, Thalia Das Publikum im Thalia Theater, das das Gastspiel des Berliner Ensembles im Rahmen des Hamburger Theaterfestivals verfolgte, ließ sich mit großem Vergnügen von Brandt in seine Fantasiegeschichten entführen und feierte die Abschlussproduktion mit Standing Ovations. Eineinhalb Stunden intelligente Unterhaltung durch einen Schau-Spieler der Extraklasse animierte es zu minutenlangem begeistertem Applaus. (Foto: Matthias Horn)

Körber Studio Junge Regie, Thalia Dass er gelingt, liegt auch an dem sympathischen Understatement seiner Hauptdarstellerin, die hier Regisseurin, Autorin und Performerin in Personalunion ist. Todtraurig wird er nie, denn Elena Hoof lacht gerne, auch wenn sie hier von einer Zeit erzählt, in der sie viel geweint hat. Sie ist so herrlich lakonisch, dass nie so etwas wie Pathos aufkommen kann, obwohl hier die ganz großen Themen wie Tod, Leben und Liebe verhandelt werden.

Angabe der Person, Thalia Regisseur Jossi Wieler verlässt sich bei seiner Inszenierung am Deutschen Theater, die nun im Rahmen des Hamburger Theaterfestivals im Thalia Theater zu sehen war, ganz auf seine drei Schauspielerinnen, die dem Text Jelineks Leben einhauchen. Das Bühnenbild, die drehbare Attrappe einer Wohnungsecke, bleibt fast die ganze Zeit unbenutzt und leer. Die drei Darstellerinnen sprechen den Text an der Rampe direkt ins Publikum. Erst als sie sich in einer letzten kurzen Szene zu dritt rauchend in die Wohnungsecke stellen und den Text dialogisch sprechen, bekommt er noch mehr Drive, den er nach zwei Stunden ununterbrochenem Zuhören auch gut gebrauchen kann.

Der schwarze Mönch, Thalia Er lässt in seinem dreistündigen Kunstwerk der sich immer weiter drehenden spiralförmigen Erkundung eine Geschichte mit vierfacher Wiederholung viel Raum für eigene Interpretationen und Sichtweisen. Zumal er durch die drei Sprachen Deutsch, Russisch und Englisch auch zugleich unterschiedliche kulturelle Prägungen mit einfließen lässt. So erbaut und zerstört er die Fantasiehäuser der Kunst auf der Bühne in einem ständigen Prozess der Transformation. Das fantastische internationale Ensemble auf der Bühne macht den Abend zu einem Fest der Schauspielkunst.

Intervention!, Thalia Hier wird also einiges durch den Kakao gezogen: die Familie, die Interventionstherapie und nicht zuletzt das Boulevardtheater. Haußmann und Regener versuchen sich an einer schlauen Parodie des Boulevard. An allem schabt diese Aufführung haarscharf vorbei und kratzt dabei kräftig an der jeweiligen Oberfläche.

Der Sturz der Kometen und der Kosmonauten, Thalia Wütend bis unprätentiös spüren Vater und Tochter ihren Leben und ihrer Beziehung nach. Sie werden sich bis zum Schluss ihrer Reise, die ganz unerwartet und plötzlich ihr Ende findet, nur unwesentlich angenähert haben. Ein Happy End gibt es hier nicht. Aber die Zuschauer:innen sind um etliche Einblicke in die schwierige Prozesse der Migration reicher, die die Trennlinien zwischen die Generationen noch schärfer zeichnet als unter gewöhnlichen Umständen.

Schöne neue Welt, Thalia So erschafft Regisseur Amir Reza Koohestani in seiner Fassung von Aldous Huxleys Science-Fiction-Romans nach einem leise dahinplätschernden Menage à Trois ein Happy End in einer nicht mehr so fernen Zukunft eines Überwachungsstaates, in dem zwar alles geregelt und stabil ist, doch auch so langweilig. Den Menschen all seine Gefühle abzutrainieren, macht auch keinen Spaß, dies erzeugt vielleicht Zufriedenheit, aber eben keine Lebensfreude. Dass gerade das Theater den Anstoß zum Ausbruch aus dieser ach so schönen, glanzlosen Welt liefert, ist für eine Theateraufführung dann doch eine nette Botschaft.(Foto: Armin Smailovic)

Melancholy rooms, Thalia Der junge Regisseur Jakab Tarnóczi erzählt in seinem fast wortlosen Stück mit kleinen Szenen und viel Musik von der Verlorenheit, der Einsamkeit, dem Ausgeliefertsein und den unerfüllten Sehnsüchten lauter vereinzelter Menschen. Mit dem Ensemble des Budapester Katona József Theaters gelingt ihm ein Bilder-Kaleidoskop, das auf eine subtile Weise scheinbar ohne großen Aufwand, aber mit hoher Präzision der abgrundtiefen Melancholie des modernen Menschen Ausdruck verleiht. Langanhaltender Applaus für das Gastspiel aus Ungarn bei den Lessingtagen.

Ödipus Tyrann, Thalia Das ist ein Fest der Schauspielkunst, das alle Aspekte der sich windenden Verleugnung, Erkenntnisverweigerung und Schuldübernahme beleuchtet. Und nebenbei deutlich macht, wohin das führt: Zu einer immer sich weiter fortschreibenden Spirale der Katastrophen. Beim Gastspiel des Schauspielhauses Zürich in Hamburg anlässlich der Lesingtage gab es Standing Ovations.

Danse Macabre, Thalia in der Gaußstraße Der Abend geht unter die Haut. Selbst als man schon denkt, dass das Leid und Mitleiden nicht stärker werden könnte, erreichen die Ukrainerinnen immer noch eine tiefere Schicht der Seele in ihren Zuschauer:innen.

Im Menschen muss alles herrlich sein, Thalia Es passt manches nicht zusammen, ergibt keinen stringenten Faden, aber so ist das Leben eben. Das Leben ist wie eine Giraffe, die nicht aussieht wie eine Giraffe. Eine Aufführung, die man sich nicht entgehen lassen sollte, um sich dann aber unbedingt das Buch zu besorgen. ( © Krafft Angerer)

Der Idiot, Thalia und nicht zuletzt Jens Harzer, der als unschuldiger Menschensucher sich selbst ganz und gar zu verlieren scheint. Ein ausufernder Theaterabend als Studie über die Absurditäten der Unzulänglichkeit des Menschseins und zudem ein Fest der Schauspielkunst. (Foto: Armin Smailovic)

Die Rache der Fledermaus, Thalia Insofern kann man dem Frosch in einem nicht beipflichten: Dieser Abend war definitiv Unterhaltung, wenn sich auch Mahler bemüht hat, diese mit einem Hauch eines mahnendem Zeigefingers anzureichern. Doch dessen Stimme bleibt so piepsig wie die des Frosches. Foto: Krafft Angerer

NSU 2.0, Thalia in der Gaußstraße Anders als in seinen vorherigen Arbeiten zu Rechtsradikalismus und Rassismus inszeniert Calis dieses Mal keinen Dialog zwischen den Meinungsträgern aus der Mehrheitsgesellschaft und den eingewanderten Communities. Nein, dieses Mal konfrontiert er das Publikum gnadenlos mit der Sprache der Täter. Wo er sonst gekonnt alle Schattierungen der Meinungsträger aufgriff, gegeneinander stellte und dem Publikum gerade durch die Freiheit der eigenen Einsortierung etliche Aha-Erlebnisse bescherte, setzt er in dieser Arbeit klar auf Schwarz-Weiß.

Dschinns, Thalia Dschinns, das sind Geister. Nicht nur jeder Mensch hat seine eigenen, sondern auch jede Familie. Bei dieser türkisch-deutschen zwischen Istanbul und Berlin ist es das Schweigen. Doch das wird erst allmählich während der drei Stunden dauernden Aufführung von "Dschinns" klar.

Hotel Savoy, Thalia Charlotte Sprenger inszeniert diesen Abgesang einer Gesellschaft als einen Totentanz. Die Personen lässt sie in ständigen Rollenwechsel auf dem Drahtseil ihres zerstörten Lebens spazieren, immer dessen bewusst, dass sie jederzeit abstürzen können. Doch sie tanzen weiter, bemüht ihre Schritte den der anderen anzupassen und möglichst eine gute Figur zu machen. Nur Dan will sich nicht einklinken.

Heimweh, Thalia Ihre faltigen Gesichter verschwinden hinter Kindermasken mit riesigen groß aufgerissenen Augen, die hilflos und still alles ertragen müssen, was die Erwachsenen ihnen hier im Namen der Erziehung antun werden. Ein wunderbar passender Kunstgriff, um die Auswirkungen, die sich in die Körper bis ins hohe Alter einschreiben, auszudrücken.

Iphigenia, Thalia Für diesen ersten Teil findet die Regisseurin viele atmosphärisch dichte, schön verrätselte Bewegungs-Bilder, die ohne viele Worte die Stimmung der Personen erklären.

Klima/Krise/Klitoris, Körber Studio Die Arbeit des Kollektivs unter der Regie von Marie Baumgarten von der Ernst-Busch Hochschule zeugt von einem beeindruckenden künstlerischen Gestaltungswillen, der einhergeht mit einem beeindruckend tiefschürfenden multiprofessionellen Rechercheprozess. So verbindet sich in ihrer imponierenden Arbeit theoretischer Background mit künstlerischem Ideenreichtum. Die eingeblendeten, plakativ formulierten gesellschaftspolitischen Statements reichern sich mit der Rätselhaftigkeit der gewählten Bilder zu einer schönen uneindeutigen Mischung an, die viel Raum für die eigene Imagination lässt.

Lover on ice, Körber Studio Wahre Liebe: Fehlanzeige. Alles nur Show. Die meisten ahnen es und dennoch scheint jeder süchtig zu sein nach diesem Gefühl der bedingungslosen Anerkennung, dieser Hoffnung auf die Versicherung: Du bist der wichtigste, schönste und liebenswerteste Mensch auf dieser Erde für mich. Und kann nur damit doch nur scheitern.

FAKE IT TILL YOU DIE BAKCHEN, Körber Studio In einer Welt, in der alles ineinander morpht, keine klaren Grenzen mehr gezogen werden, jeder nur noch um sich selbst kreist, gerät der Veränderungswille zu einer bloßen Behauptung, gegenüber dem sich die Gesellschaft im Zweifel für die Bewahrung des bisher Erlangten ausspricht. Der "Change" als Wert an sich verkommt zu einem inhaltsleeren Versprechen, das mehr Fragezeichen aufwirft, als es Antworten zu geben vermag.

Bad Mexican Dog , Körber Studio Billige Strohmatten, ein DJ-Pult und ein paar Kubikmeter Sand: Schon ist das Beach Club Feeling fertig. Zumindest die Illusion davon. Nett, wenn dann auch noch ein paar nette Beach-Boys mit kleinen Jokes, flotten Moves und etwas Sex-Appeal in dieser Kulisse herumhopsen. Dann darf sich der Westeuropäer ganz dem Tropical Feeling hingeben.

Fallen, KörberStudio Anna-Kristine Linkes Inszenierung wird so zu einem fluiden Bildnis des Lebens, das sich selten fokussiert sondern einfach fließt. So fließt auch diese Bühnenarbeit unter dem Verzicht auf eine erkennbare Dramaturgie vor sich hin.

Brüste und Eier, Thalia Wer einen stringenten klar fokussierten Theaterabend erwartet, wird also klar enttäuscht werden. Wer sich auf einen verspielten, wie zufällig entstandenen, chaotischen Abend einlassen mag, der über große Teile die Ereignislosigkeit eines durchschnittlichen Lebens abbildet, der wird nach dreieinhalb Stunden zufrieden aus dem Theater kommen.

Paradies, Thalia Erst als das Geschehen wieder in Osnabrück angekommen ist, also in heimischen Gefilden, endet die Distanziertheit. Derweil lassen wir uns einlullen, von launigen Ansagern, von schmissiger Musik und vom glänzendem Outfit. Wir hören von traurigen dramatischen Geschichten irgendwo auf der Welt, doch wir bleiben distanziert. Wir sind so abgefüllt mit Bildern von der Realität, dass wir uns der Wirklichkeit verweigern können. Erst wenn das Drama in unseren eigenen Familien angekommen ist, wird das Leid fühlbar.

Eurotrash, Thalia Ob die Mutter diese trotz oder weil der Nazivergangenheit ihres Vaters bewahren konnte, ist am Ende keine Frage mehr sondern zu einer Gewissheit geworden. Doch Jirka Zett macht in seinem Spiel deutlich, dass die jüngere Generation keinesfalls mutiger ist. Der Sohn leistet sich seine offensive Offenheit nur, weil sie für ihn mittlerweile mit keinerlei Risiko mehr verbunden ist. Selbst dem Streit mit seiner Mutter ist er schließlich 50 Jahre lang aus dem Weg gegangen. (Foto: Krafft-Angerer)

Onkel Wanja, Thalia Hier stehen Männer auf der Bühne: Männer mit Idealen, Männer ohne Ideale und Männer mit Allüren. Um sie herum Frauen, die von ihnen abhängig, ihnen ergeben sind oder sie anhimmeln. Regisseur Hakan Savas Mican belässt diese Konstellationen in seinem aktualisierten Fassung von Tschechows "Onkel Wanja" genau so.

Neon in aller Vertrautheit, Thalia Mit wenigen aber effektiven Mitteln. Die sparsam eingesetzte Musik, die klugen Videoprojektionen und die Gehirnakrobatik auf den Ohren sorgen für Irritation, Verwirrung und Anregung ohne jedes Pathos. Intim und spielerisch, manipulativ und ehrlich, nachdenklich und provokativ. (Foto: Fabian Hammerl)

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