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Einladung zum Todestanz mit dem Publikum |
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Es beginnt wie ein mitreißendes Punkrockkonzert im Stile einer ukrainischen Nina Hagen, bloß hier um Fünferpack. In schwarzem Outfit zu weiß angemalten Gesichtern und roten Mündern stolzieren die fünf Bandmitglieder in ihren Ballettröcken (natürlich auch in schwarz) und derben Boots zu ihren Instrumenten und legen los. Im zweiten Song fordern sie das Publikum sogar auf: "Dance with me". Doch dann erzeugt die sechste Frau auf der Bühne in Militaryhose ein durchdringendes Sirenengeheul und die neue Realität bricht jäh in ihr bisheriges Leben ein, das das Aufbegehren eher inszenierte als lebte. Schnell schminken sie sich ab, ziehen den Ballettrock herunter und streifen einen beigefarbenen Allwettermantel und flache Pumps über. Ab jetzt gilt es sich einzureihen, d.h. schlicht zu überleben und die Liebsten nicht zu gefährden. Denn am 24.2.22 ist der Krieg in ihr Leben eingebrochen und hat es komplett verändert. Mit Liedern, Geschichten, Tagebucheinträgen und vertonten Gedichten erzählen die Dakh Daughter aus Kiew von dieser neuen Wirklichkeit und lassen ihren Tanz mit dem Publikum unter der Regie von Vlad Trotsky zu einem "Danse Macabre" werden. Das Publikum wird hineingezogen in den nun knapp eineinhalb Stunden in ein wogendes Meer an überbordenden Gefühlen, nein, eher von einer Sturmflut an Emotionen hinfort gerissen. Da kreisen in einem aggressiven Song drohend die Raben über den Menschen und kreischen ihr unüberhörbares "Krah-Krah-Krah". Da brennen die kleinen Häuserattrappen und werden zu einem Lagerfeuer aufgeschichtet. Da hetzen die Frauen mit ihren Koffern über die Bühne, um sich gleich im nächsten Moment auf den Boden zu werfen. Da wird eine Puppe auf den Boden gesetzt und von den Koffergriffen ins Zielfernrohr genommen, um wenig später von ihnen überrollt zu werden. Da schildert eine Frau ihre verzweifelte Flucht mit ihrem Sohn, nachdem ihr Mann erschossen und sie selbst mehrfach vergewaltigt wurde. Jetzt sei sie zwar in Sicherheit, aber ihr Herz sei leer. Der Abend geht unter die Haut. Selbst als man schon denkt, dass das Leid und Mitleiden nicht stärker werden könnte, erreichen die Ukrainerinnen immer noch eine tiefere Schicht der Seele in ihren Zuschauer:innen. Das gelingt ihnen auch so gut, weil sie gleichzeitig alle Ausdrucksformen beherrschen. Die Dakh Daughters sind hervorragende Musikerinnen und Schauspielerinnen. Ihr virtuoser Einsatz der Musik erzeugt das tragende Grundgerüst. Doch auch die mit wenigen Zutaten geschaffenen Bilder, die ausgewählten Geschichten und Gedichte passen jeweils punktgenau zur Atmosphäre. Doch wahrscheinlich ist es vor allen Dingen eines, was sie vollends überzeugend werden lässt: die unbedingte Dringlichkeit ihrer Mission, die Europäer direkt in die Gefühlswelt von Frauen eintauchen zu lassen, die plötzlich in einem Kriegsgebiet leben. Beim Schlussapplaus bedanken sie sich bei den Zuschauer:innen für die Aufmerksamkeit, für die Unterstützung und für den "Leopard". Birgit Schmalmack vom 31.1.23
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Danse Macabre, TIG Dakh Daughters
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Ödipus Tyrann, Thalia Melancholy rooms, Thalia
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