Akt der Selbstzerstörung
Wozu der Mensch in der Lage ist, erlebt der Philosoph Nietzsche live mit. Er sieht wie ein Kutscher sein Pferd so lange schlägt, bis es blutig zusammenbricht. Daraufhin legt er sich die folgenden zehn Jahre bis zu seinem Tod schweigend in sein Bett.
Der Performer Caglar Yigitogullaris erzählt erst von dieser Begebenheit und lässt daraufhin die Schöpfungsgeschichte rückwärts laufen. Er steckt sich selbst dazu in einen durchsichtigen Plastiksack. Wie aus einer einzigen Zelle entsteht die gesamte Welt, die ein Gott erschuf. Alles hängt mit allem zusammen. ob Mensch, Tier, Sonne, Mond, Gestirne oder Erde, alles ist aus demselben Materialpool und aus demselben Gedanken entstanden. Doch die angebliche Krönung der Schöpfung maßt sich an, alles vermeintlich unter ihm stehende auszubeuten. Nur zu seinem eigenen Nutzen und Gewinn. Ohne Rücksicht auf das Wohlergehen, die Gesundheit oder die Zerstörung der Lebewesen, Natur und Umwelt zu nehmen. Zum Schluss zapft sich der Performer selbst eine Kanüle Blut ab und lässt sie langsam über seinen Körper tropfen. Das Blut des Pferdes ist auch das des Menschen. Alle sind Teil der selben Schöpfung. Das macht diese kurze, eindrückliche rätselhafte und verstörende Performance "Critical Zone", die er im Lichthof zeigte, sehr deutlich. Die Selbsterhebung der Menschen führt letztendlich zu einer Selbstzerstörung.
Birgit Schmalmack vom 13.3.23