Sophie Hunger



Entführung der K6 durch eine Frau

Der Begriff Ausnahmekünstlerin erscheint bei Sophie Hunger in keiner Weise zu hoch gegriffen zu sein. Die Sängerin schreibt nicht nur ihre Songs selbst, sondern wechselt beim Singen souverän zwischen Piano und Gitarre hin und her. Auch die Grenzen zwischen den Genres lässt sie getrost beiseite und nutzt sie nur virtuos für die Erhöhung ihres Anregungspotenzials. Folkeinflüsse nimmt sie ebenso gerne mit wie HipHop, Pop, Rock, Jazz und einen Hauch Punk. Sprachbarrieren kennt die Schweizerin nicht: Sie schreibt ihre Songs auf Deutsch, Französisch, Englisch und Schweizerdeutsch. Mit ihrer betörenden und wandelbaren Stimme entführt sie in immer neue Klangwelten.
Ihre wechselnden Bandmitglieder sind ebensolche Multitalente und somit ist für ständige Bewegung auf der Bühne gesorgt, wenn sie zwischen den Instrumenten wechseln. Von Song zu Song verändert sich die Stimmung. Gleichermaßen lieb lächelnd präsentiert sie ihre zornigen wie ihre romantischen Botschaften. In ein aufrüttelndes Wechselbad der überraschenden Emotionen wirft sie ihre begeisterten Zuhörer in der ausverkauften Kampnagelhalle. Sie entfacht mit ihrer Band zuerst ein Klanggewitter, um darauf mit dem zarten Klimpern einer einzelnen Gitarre in „Leaving the moon“
fortzusetzen. In einer perfekt arrangierten und ausgeleuchteten Show führte sie die riesige Bandbreite ihres Könnens vor. Nach nur eineinhalb Stunden war es dann aber plötzlich vorbei. Viel zu früh für die angewärmte Menge, die sich noch eine Dreiviertelstunde Zugaben erklatschten.
Selbstreflexiv überlegend in „LikeLikeLike“, düster angehaucht in der Cover-Version von „Le vent nous portera“, vereinnahmend in „My oh My“, in bester HipHop-Manier in „Das Neue“, wo sie feststellt: „Arm ist das neue Reich, Dreißig ist das neue Zwanzig, Mann ist die neue Frau“. So erfindet sich Sophie Hunger auch immer wieder neu. Ihr Hunger auf die Veränderung ist zum Glück auch beim Dreißigwerden nicht geringer geworden.
Birgit Schmalmack vom 13.8.13




Sophie Hunger Foto: Augustin Rebetez


Druckbare Version


Kunstcamp
Sound of silence