Liebesschnulzen zwischen Betongrau
Zwei Männer (Florian Mania, Markus Bernhard Börger), ziemlich unterschiedlich, treffen aufeinander. Der eine Stahlkocher und der andere Philosoph. Der eine zupackend, patent, Frauenliebling, der andere beim Vater lebend, nachdenklich und handwerklich völlig unbegabt. Der eine würde gerne Schauspieler werden, der andere gerne Schriftsteller. Beide überzeugte Sozialisten, mit dem Hang zu dezidierter Meinungsäußerung, was in der DDR, in der sie beide leben, nicht gut ankommt. Der eine fliegt von der Schauspielschule, der andere von der Uni. Sie ziehen zusammen in eine WG in Ostberlin und gehen ab da mehr oder weniger zusammen durchs Leben. Eine Männerfreundschaft, aber ohne Sex, wie sie sich gegenseitig versichern. Beide stellen nach der Ausbürgerung Biermanns einen Ausreiseantrag und machen zusammen rüber nach West-Berlin. Manfred Krug mit Namen der eine, Jurek Becker der andere.
Wie sie sich auf der grauen Betonbühne mit ihren Mauervorsprüngen, Rutschen, Löchern und Vertiefungen begegnen, necken, diskutieren und anregen, wie die beiden Schauspieler das alles in "Es ist quasi Liebe" ganz unprätentiös, wie nebenbei und dennoch unheimlich liebevoll, zartfühlend und mit schnellen Schnitten machen, ist sehenswert. Wenn sie dann immer wieder zu dem Liedgut von Manfred Krug greifen, zwar nicht zu dem jazzigen sondern zu dem schnulzigen, gibt das dem Abend einen Dreh in eine nicht offengelegte, homoerotische Neigung und greift den Titel gebenden Zitat "Es ist quasi Liebe" aus einer ihrer Postkarten auf. Ein kleiner, großer Abend von Carolin Millner über eine tiefe Männerfreundschaft.
Birgit Schmalmack vom 1.11.23