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Startseite
St Pauli Theater meets Elphilharmonie 2025
Der Zusammenstoß, Malersaal
Dat Frollein Wunder, Ohnsorg
Die Maschine, DSH
Jekyll und Hyde, Imperial Theater
Der Nussknacker und mehr, Kulturkirche Altona
JEEVES & WOOSTER, English Theatre
Alles was wir nicht erinnern, Thalia
Der Kuss, Sprechwerk
Winterreise, Lichthof
Bernarda Albas Haus, Schauspielhaus
Slow burn, Hamburg Ballett
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Ein Abend voller Höhepunkte |
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Der „kleine Kutter St. Pauli Theater“, wie Intendant Ulrich Waller es zu Beginn ausdrückte, hat es wieder einmal bis in die Premiumlage an der Elbe geschafft: Das St. Pauli Theater war zu seiner Neujahrsgala bereits zum sechsten Mal in die Elbphilharmonie geschippert und hatte so viele Gäste angelockt, dass die Ränge bis hoch unters Dach gefüllt waren. Moderatorin Katie Freudenschuss führte so galant und schlagfertig wie gewohnt durch den Abend und versprach gleich zu Beginn für die nächsten „sechs bis sieben Stunden“ eine Aneinanderreihung von Höhepunkten. So konnte sich das Programm leisten, gleich mit einem zu beginnen: Tim Fischer trat im bodenlangen weißen Kleid zu blondem Pagenkopf als Hildegard Knef auf. Nach Klassikern wie „Ich zieh mich an und langsam aus“ und „Für mich soll’s rote Rosen regnen", konnte man auch unbekanntere Lieder der Knef über „Die irritierte Auster“ oder „Jetzt gehts bergab“ entdecken. Auch die nächste Künstlerin, die Freudenschuss ankündigen konnte, ist eine Ausnahmekünstlerin. Anna Depenbusch komponiert nicht nur ihre Songs selbst, singt und begleitet sich am Klavier, sondern arrangiert sie auch in Eigenregie. Dass sie aber sogar alleine mit ihrer Stimme die riesige Konzerthalle füllen kann, bewies sie gleich mit dem ersten Lied „Alles wird gold“, denn in ihm benutzt sie das Piano zu Beginn nur als Schlagwerkzeug. Da sie für ihren nächsten Song „Kopffrei“ eine meditative Stimmung wie in einem Yogastudio erzeugen wollte, präparierte sie ihr Instrument kurzerhand mit einem Holzbalken und einigen Glasgewichten, so dass die flirrenden Töne ewig nachhallten, sobald sie auf den Torso schlug. Depenbuschs persönliche „musikalische Wärmflasche“, die Ukulele, kam für ihre „Tretbootfahrt nach Hawaii“ zum Einsatz. Mit diesen wenigen Kostproben ihres Schaffens bewies sie ihre Wandlungsfähigkeit und Lust immer Neues auszuprobieren. Für die nächsten Künstler:innen musste auf der Bühne Platz geschaffen werden. Ein ganz besonderer Chor war jetzt zu Gast in der Elphi. Zusammen sind sie älter als Rom, hatte Freudenschuss ausgerechnet. Der „Heaven can Wait“-Chor unter der Leitung seines energiegeladenen Leiters Jan-Christof Scheibe betrat ganz in orangerot die Bühne. Sie mögen zwar „alte Flaschen“ sein, „aber mit Pfand“ scherzen die Mitglieder dieses Chores mit sehr strengen Aufnahmebedingungen - sie müssen schon die siebzig überschritten haben - über sich selbst. So sangen und schunkelten sie nach Herzenslust auf der Bühne und feierten das Leben. Eine Kostprobe ihres neuen Programms präsentierten sie schon einmal als Vorgeschmack: „Das Leben ist jetzt“. Der Knaller war jedoch ein anderer Song: „Scheiße, ne Leiche“ von SDP feat. Sido. Dazu setzt sich „Mama“ auf einen Stuhl neben Scheibe und rappt im Sprechgesang über den Leichenfund in ihrer Wohnung und ihre Ideen zur Beseitigung. Mit Standing Ovations applaudierte das Publikum nach dieser mitreißenden Darbietung, die bewies, was in der Lebensphase von siebzig bis hundert alles möglich ist. Nachdem zur Gala 2024 Annett Louisan aus Krankheitsgründen absagen musste, stand sie nun ein Jahr später tatsächlich auf der Bühne. 20 Jahre, so erinnerte Freudenschuss, war ihr erstes Erfolgsalbum „Boheme“nun her. Und doch wirkt ihr Lied, das sie berühmt gemacht hat, „Ich will doch nur spielen“ immer noch. Doch sie hatte auch neue im Gepäck. Die drehten sich um die liebe Verwandtschaft oder Wege aus Holz. Auch wenn ihr Markenzeichen, die zarte, laszive Stimme dasselbe geblieben ist, so versucht sie dennoch, nicht nur mit der neuen Haarfarbe, dem Blondchenschema von früher ein paar neue Aspekte hinzuzufügen. Der nächste Höhepunkt war einer, der bei keiner Gala mit Beteiligung von Freudenschuss fehlen darf: die mit Mithilfe des Publikums erschaffene Hamburg-Hymne. Dazu ließ sich Freudenschuss vier Klebezettel voll mit Hamburg spezifischen Begriffen zurufen und anschließend sieben Songmelodien. Nachdem sie alle Zutaten auf dem Klavier in Sichthöhe befestigt hatte, ging es los. Wie sie nun aus „Franzbrötchen“, „St. Pauli“, „HSV“, „Poller hocken“ und „Meine Frau Helmut Schmidt“ spontan ein Medley aus „Imagine“ „Ein Bett im Kornfeld“ und „Dadada“ arrangierte, konnte nur begeistern. Dass sie dann auch noch eine Hymne auf eine Eisdiele in Duvenstedt namens „Eisdiele“ kreierte, trieb die Lacherquote noch einmal in die Höhe. Wie man aus so einem mageren Material in Sekundenschnelle so etwas Tolles herbeizaubern kann, begeistert immer wieder. Wer konnte jetzt noch kommen? Na klar, der bewährte „Sackzumacher“, wie ihn Freudenschuss ankündigte: Stefan Gwildis. Er erfüllte wie immer mit seiner Soulstimme die Erwartungen und rief mit „Gestern war gestern“ zum Blick in die Zukunft und mit „Wir wollens bunt“ zur Vielfalt auf. So kann ein neues Jahr starten. Beglückt verließen die Zuschauerinnen nach drei Stunden toller Unterhaltung die Elphi. Der kleine Kutter hatte sie wieder einmal gerockt. Birgit Schmalmack vom 3.1.24
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St. Pauli meets Elphi Copyright: Stephan Wallocha
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