Tonali

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Keinheimisch, Tonali Dotan-Dreyfus stellt viele Fragen, gibt aber gleich zu, dass er keine Antworten gefunden hat. Sein Buch sei ein erfolgloser Therapieversuch gewesen. Dennoch sei es notwenig, in die Sonne zu schauen. Auch wenn man geblendet zurückbleibe und erst mal noch weniger sehen könne. Hinschauen, sich dem Unwissen stellen, die schmerzhaften Irrtümer beleuchten und eventuell ein wenig mehr verstehen. Für die Besucher:innen der Lesung war dieser Abend äußerst erhellend. Solche Stimmen hört man selten in Deutschland. Doch sie ermöglichen eventuell eine ehrliche Beschäftigung mit der eigenen Vergangenheit und damit auch mit der Gegenwart, um das kultivierte Unwissen zu bearbeiten, das Schweigen und das Lügen aufzubrechen und in ein wahrhaftiges Gespräch und Verständnis vorzustoßen. Dieses Ziel ist sowohl in Deutschland wie in Israel noch lange nicht erreicht und demzufolge auch nicht in dem Verhältnis der beiden Ländern zueinander.

Jacques Brel - Träume die nie enden", Tonali Von dieser Karriere erzählt Veronique Elling zusammen mit ihrer Band an ihrem Abend „Jacques Brel - Träume die nie enden“. Mit weltbekannten Liedern wie „Amsterdam“, „Ne me quittez pas“ und „Le plat pays“, die Gänsehautmomente erzeugen. Während sie von Stationen aus Brels Leben erzählt, aus Briefen an seine Frau vorliest und aus Interviews mit Brel zitiert, flicht sie auch Chansons ein, die weniger bekannt sind und hervorragend zu den Phasen seines Lebens passen. Denn Brels Lieder kamen aus seinem Herzen. Und sie gingen deswegen auch bei den Zuhörerenden zu Herzen. Sie berührten, weil sie voller Emotionalität waren. Diese vermag auch Elling mit ihrer warmen, ausdrucksstarken Stimme zu vermitteln. So gibt diese Künstlerin den Chansons des Frauenhelden Brels eine tiefe Bedeutung, so lässt sie sie zu ihrem Publikum sprechen.

Lieder für eine bessere Welt, Tonali Der Musiker, Autor, Schauspieler, Regisseur und Übersetzer Daniel Kahn kennt sich bestens aus im dem Land der Zwischentöne. Das liegt auch daran, dass er als geborener Amerikaner mit jüdischen Wurzeln seit 20 Jahren in Berlin lebt und neben Englisch auch Deutsch und Jiddisch beherrscht. Er schafft es an seinen Instrumenten spielend vermeintliche Grenzen zu überschreiten. Die zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die zwischen Trauer und Humor, die zwischen Ernst und Unterhaltung liegen. Mit seinem Akkordeon, der Mundharmonika, der Gitarre und dem Klavier nimmt er das Publikum mit auf eine Reise, die durch alle Emotionszustände hindurchführt. Ob er nun Lieder von Leonard Cohen ins Jiddische überträgt, in einem Drei-Minuten-Musical durch die jüdische Geschichte springt oder den Georg Kreisler Song „Ich fühl mich nicht zu Hause“ interpretiert.

Zu Schad, Tonali Ein Löwe kann sich nicht löwiger verhalten, eine Spinne nicht spinniger, aber der Mensch? Kann der sich nicht menschlicher verhalten? Vom Großen ins Kleine, vom Universum bis zur Ameise, vom der Umlaufbahn bis auf die Bühne, Stephan Schad lädt ein zum Nach-, Neu- und Weiterdenken. Er liegt mehr auf dem Sofa als er sitzt, die eine Hand lässig an den Kopf gelehnt. Vor ihn sitzen ihm im Halbkreis seine heutigen Mitdenkenden im Seminarraum des Tonali.

WIEDERGUTMACHUNGSJUDE, Tonali Wenn er selbstkritisch bemerkt, dass sein Seelentier das Chamäleon sei, wenn er die Lyrik fragt, ob sie Wut kann und sie ihm antwortet, ob er Geduld könne, dann ist das der Türöffner für eine Zukunft des Verständnisses, auch über das besondere Verhältnis zwischen Deutschen und Juden. Das kann Lyrik, das kann Daniel Arkady Gerzenberg mit seiner Dichtung und mit seinem Angebot darüber in den offenen Austausch zu treten.

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