Ausgewählte Inszenierungen

Angela, Volksbühne Der Eindruck, dass diese Geschichte also beileibe nicht nur in der Realität spielt, legt auch die Bühneninstallation nahe. Kennedy setzt ihre Darsteller:innen in eine Virtual-Reality-Umgebung, die immer wieder verschwimmt und vom Realistischen ins Magische hinübergleitet. Zuerst in einem Einzimmerapartment mit einer realistisch wirkenden Küchenzeile und einem klackernden Ventilator, verwischen später immer wieder die Konturen und wandeln sich mal in eine mit Graffiti besprühte Tunnellandschaft, mal in ein Feuermeer mit anschließendem Ascheregen, dann in eine phantastische Landschaft, die Hoffnung aussendet, und schließlich wieder zurück ins Apartment. Doch nie lässt Kennedy den Zuschauenden im Klaren darüber, auf welcher ihrer vielen Ebenen man sich gerade befindet. Die Trennung zwischen Realität und Fiktion ist nur eine gedachte Linie, sie existiert in dieser sogenannten Wirklichkeit nicht. (Foto: Julian Roeder)

Die Optimistinnen, Gorki Außerdem kombiniert Aydo?du den Widerstand und Kampf von Nour (Aysima Ergün), Mercedes (Yanina Cerón) und Tüley (Ceren Bozkurt) mit dem der Lieferdienst-Ausfahrer:innen von heute. Denn wieder sind es Migrant:innen, die hier aufgrund der angenommenen mangelnden Sprach- und Rechtskenntnissen bzw. fehlender Aufenthaltstitel ihrer Arbeitnehmer:innenrechte beraubt werden und sich dagegen zur Wehr setzen. Der Kampf geht also weiter. Ein interessanter, bewegender und insgesamt einfach schöner Abend. Der Applaus zum Schluss wollte kein Ende nehmen.(© Ute Langkafel MAIFOTO)

Einsame Menschen, BE So stehen hier drei unterschiedliche Frauentypen nebeneinander, alle von heute und alle ebenso gefangen von den Umständen wie einst. Doch auch die Männer kommen nicht besser weg. Auch sie erreichen nicht das, was ihnen vorschwebt. Immer gibt es äußere Umstände, die sie am Fortkommen hindern. Obwohl sie es vielleicht selber sind. So tragen hier alle ihr eigenes Gefängnis mit sich herum. Und können sich folglich auch auf keine tiefergehenden Beziehungen einlassen, denn sie kreisen nur sich selbst. Was vielleicht in der Vogelwelt gelingen könnte, das ist den Menschen anscheinend verwehrt. Die Freiheit, von der sie träumen, gibt es nicht. Sie bleiben einsame Menschen und scheitern an der Verbindung untereinander. Regisseurin Bettina Bruinier bringt den sprachmächtigen, bissigen Text in prägnanten, schnellen Szenen auf den Punkt. Geschickt hält sie mit ihrem exzellenten Ensemble (Sina Martens, Nina Bruns, Corinna Kirchhoff, Gerrit Jansen, Oliver Kraushaar) die Balance zwischen Witz und Abgrund und die Komödie rutscht immer wieder ins Tragische ab. (© Jörg Brüggemann)





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