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Keine Opfer, sondern Kämpferinnen |
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Die vier Schauspielerinnen sitzen auf dem Lüftungsrohr, das sich in den Raum schlängelt. Ihre Mütter und Großmütter wären keine Opfer gewesen, nein, sie waren Kämpferinnen. Und deshalb erzählen sie hier auf der Studiobühne Я des Gorki ihre Geschichten. Als ihre Mutter aus der Türkei in die Oberpfalz kam, war sie überrascht, so erinnert sich Nour (Aysima Ergün). Sie hatte sich alles so viel moderner vorgestellt. Sie selbst trug einen selbstgeschneiderten Minirock, die Frauen im Ort aber lange Kleider und Kopftücher. Das Leben in Deutschland hielt noch mehr Überraschungen für die junge Frau aus der Türkei parat: Im Wohnheim konnte man nur nacheinander aus dem Bett klettern und sich anziehen, für alle gleichzeitig war kein Platz. Es gab weder ausreichend Duschen noch Kochmöglichkeiten. In der Porzellanfabrik war es laut und hektisch. Eine Minute Verspätung kostete 15 Minuten Verdienst. Die Vorarbeiterin brüllte die Kommandos auf Deutsch und wurde beleidigend, wenn die Leistung nicht stimmte. Von Arbeiterinnenrechten schien hier noch nie jemand etwas gehört zu haben. Als die ersten Frauen sich wehrten, gab es von der Arbeitgeberseite nur eine Antwort: Entlassung. Die Gastarbeiterinnen hatten sich schließlich wie Gäste zu verhalten. Gün Tank hat in ihrem Roman "Die Optimistinnen" den Mut und den Kampfgeist der ersten Gastarbeiterinnen zum Thema gemacht. Sie wurden in Deutschland zu Aktivistinnen, die sich zusammentaten und ganz ohne die Unterstützung von Gewerkschaften die Durchsetzung von besserer Bezahlung und Behandlung durchsetzten. Anhand des Wilden Streiks beim Automobilzulieferer Pierburg, der 1973 in Neuss stattfand und 3000 Mitstreiter mobilisierte, zeigt sie die starken Frauenfiguren, die überaus kreativ, selbstbewusst und mutig aufgetreten sind. Und widerlegt damit das gängige Klischee der unemanzipierten Migrantinnen, die höchstens als Anhängsel ihrer Männer nach Deutschland kamen. Regisseurin Emel Aydoğdu bringt diese Thematik nun in ihrer eigenen Interpretation des Romans auf die intime Studio-Bühne. Auf der mit Gaze bespannten Rückwand werden während der Erzählung ihres Kampfes authentische Ausschnitte aus Zeitungen und Filmmaterialien gezeigt. Stimmungsmäßig wird das erzählende Doku-Theater mit türkischen Arbeiterliedern untermalt, die von Freiheit, Leid, Aufstand und Kampf mit ergreifenden Melodien erzählen. Ceren Bozkurt greift dann zu ihrer Gitarre oder Saz und intoniert die Lieder mit gefühlvollem Timbre. Außerdem kombiniert Aydoğdu den Widerstand und Kampf von Nour (Aysima Ergün), Mercedes (Yanina Cerón) und Tüley (Ceren Bozkurt) mit dem der Lieferdienst-Ausfahrer:innen von heute. Denn wieder sind es Migrant:innen, die hier aufgrund der angenommenen mangelnden Sprach- und Rechtskenntnissen bzw. fehlender Aufenthaltstitel ihrer Arbeitnehmer:innenrechte beraubt werden und sich dagegen zur Wehr setzen. Der Kampf geht also weiter. Ein interessanter, bewegender und insgesamt einfach schöner Abend. Der Applaus zum Schluss wollte kein Ende nehmen. Birgit Schmalmack vom 2.4.24
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Die Optimistinnen, Gorki © Ute Langkafel MAIFOTO
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Zur Kritik von |
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In My Room, Gorki Pop, Pein, Paragraphen, Gorki
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