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Zur Kritik von |
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Puz/zle |
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Im Steinbruch des Lebens
Mauernstarke Steinquader stehen auf der Bühne. Übermannshoch sind sie. Einen Raum mit umgrenzenden Mauern haben sie entstehen lassen. Täuschend echt sehen sie aus, doch es Nachbildungen aus Styropor. In immer neuen Formationen dienen sie als „Puz/le“-Steine, um die Ordnungssysteme der Menschen zu erkunden. Kaum sind die Tänzer auf der Bühne, werden die Quader von ihnen zu einer Treppe aufgeschichtet. Wie viele kleine Sisyphos-Menschlinge versuchen sie nun die Stufen zu erklimmen und fallen doch gleich wieder hinunter. Dazu erklingen überirdisch schöne Klänge aus den Kehlen der Sänger. Über kulturelle Grenzen hinweg verbinden sich die korsische Sängertruppe A Filetta und die libanesische Sängerin Fadia Tomb El-Hage zu einer Musik, die eine getragene melancholische Zuversicht der Verständigung über alle Nationalitäten, Traditionen und Sprachen hinweg vermittelt und die zusammen mit dem japanischen Flötisten und Trommler Kazunari Abe an die gemeinsamen Wurzeln des Menschseins gemahnt. Währenddessen ergründen die Tänzer in immer neuen Arrangements der Steinblöcke Möglichkeiten der menschlichen Zusammenarbeit und deren Grenzen. Sie loten die Variationen zwischen den Polen Individualität und Gemeinschaft, zwischen Einsamkeit und Einfügung aus. Dabei untersuchen sie nicht nur die Gegenwart sondern auch die Wurzeln in der Vergangenheit. Dann stellen sich einzelne Tänzer wie marmorne Statuen auf Sockel und erstarren in der musealen Regungslosigkeit. Sie demonstrieren die Effektivität der Zusammenarbeit, wenn sie schnurrend wie eine gut geölte Menschen-Maschine die Steine zu großen Bauwerken aufschichten oder zu menschlichen amorphen Wesen werden, die sich wie Schlangen über die Bühne bewegen. Doch ebenso schnell sind die Gebäude wieder umgeworfen. Nicht selten werden dann auch einstige Gefährten unter den Steinmassen begraben. Die Verzweiflung einzelner, ein Teil der Gruppe werden zu wollen, findet in berührenden Solos Ausdruck, in die die ganz unterschiedlichen Tanzherkünfte der Tänzer einfließen. Ein Aufbauen, Verändern und Zerstören spielt sich vor den Zuschauern in ständigem Kreislauf ab. Die Natur des Menschen scheint zu sein, dass er mit unvermindertem Energieaufwand damit beschäftigt ist, zu errichten und wieder einzureißen. Der Choreograph Sidi Larbi Cherkaoui gelingt es in gewaltigen, archaisch anmuteten Bildern das Werden und Vergehen in der Menschheitsgeschichte in den Blick zu nehmen. Da er mit wunderschönen Arrangements arbeitet, gelingt es ihm, sein Publikum emotional zu packen und so fast unbemerkt auf eine philosophische Gedankenreise mit zu nehmen, die erst im nach dem letzten Schussapplaus ihre Nachwirkungen offenbart und im Kopf zu arbeiten beginnt. Birgit Schmalmack vom 1.3.13
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Puz/zle von Sidi Larbi Cherkaoui Foto: Koen Broos
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[mo:bile] Rodogune
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