Ein Feuerwerk der Fantasie
Foto: Lutz Jäkel
Ihr seid ein tolles Publikum, so bedanken sich die Hidden Shakespeares am Ende ihres Abends „FERTIG ZUM ABHEBEN?“ im Lustspielhaus. Dieses Kompliment könnte dieses nur zurückgeben: Diese fünf Schauspieler:innen haben in den letzten zwei Stunden ein Geschichtenfeuerwerk auf der Bühne explodieren lassen, dass man nur verwundert und begeistert über so viel Fantasie und Spontaneität den Kopf schütteln und mit einem riesigen Vorrat an guter Laune nach Hause gehen kann.
Das spiegelte sich schon in den Ideen der Einbeziehung des Publikums. Ob nun mit Hilfe einer Schüttelregie, bei der drei Zuschauer:innen mit Hochzeigen der Finger die Spieler:innen auf der Bühne festlegten. Oder mit Hilfe von zig kleinen Zetteln, auf denen die zu benutzenden Sätze standen, die spontan ins Spiel eingebaut werden mussten. Oder mit Hilfe von hereingerufenen Vorschlägen zu Genre, Ort oder Emotionen.
So wurden die Hidden Shakespeares immer zu rasend schnellem Wechsel herausgefordert. Denn sie bekamen nicht nur jeweils eine Vorgabe geliefert sondern etliche verschiedene, die nach jeder Szene gewechselt werden müssen. So kombinieren sie in der ersten Hälfte dieses Abends eine Studienabteilung im UKE, auf der neue Psychopharmaka getestet werden, mit der Besichtigung eines Tiny-Houses, in dem plötzlich Springbrunnen auftauchen, und dem Büro eines Steuerberaters, in der die Beteiligten in Ekstase ausbrechen, wenn Amors Pfeile ihr Ziel treffen.
Wenn sie zum Schluss der zweiten Hälfte ihre neuste technische Erfindung, eine Drehbühne, vorführen, gewinnt das Geschichtenkarussell noch einmal an Fahrt. Von der Romantik mit einem mysteriösen Spiegel in das Musical in den Räumen einer Bank direkt in den Splatterhorrorfilm, in dem ein Messer eine nicht unwichtige Rolle spielt, geht die rasante Fahrt ins Reich der Kreativität. Klatscht der Fünfte der Truppe einmal, dreht sich die Drehbühne vorwärts, klatscht er zweimal, dann rückwärts. So stehen die Spieler:innen in immer wieder neuen Konstellationen in der vordersten Reihe und springen von einer absurden witzigen Situation in die nächste. Es ist unglaublich, wie virtuos das Shakespeare-Ensemble jede neue Verwandlung gelingt und wie einfallsreich sie in ihrem jeweiligen Sprach- und Bewegungsduktus immer eine neue Pointe finden. Doch eigentlich am schönsten sind die plötzlich entstehenden Pausen, in denen das Karussell kurz zum Stehen kommt und die Neugier auf die jetzt folgenden Entgegnung immer weiter steigt. Doch keine Bange, den Hidden Shakespeares (Mignon Remé, Kirsten Sprick, Rolf Claussen, Thorsten Neelmeyer und Frank Thomé) fällt immer etwas ein. So darf man gespannt sein auf ihre nächsten Shows. Die nächste findet am 31.10. wieder im Alma Hoppe statt. Hingehen und sich erfreuen lassen.
Birgit Schmalmack vom 21.10.24