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Idomeneus, Kampnagel |
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Dem Schicksal entfliehen
Enthoben der Bodenhaftung schweben die acht Gestalten wie schwarze Vögel auf einem Podest auf halber Bühnenhöhe dahin. Schnell hangeln sie sich an einem Seil, das ihnen kurzfristig Halt gibt, an der Wand entlang. Doch nur scheinbar sind sie der Bindung an die Wirklichkeit befreit, die sie immer wieder einholt. Und sind auf der Flucht, doch wovor? Vor dem Schicksal, vor dem Fluch, vor den Göttern, vor ihren Versprechen? Sie sind sie zu Mythen geworden. Jeder kennt ihre Namen: Odysseus, Klytämnestra, Idomeneus werden bestaunt und begafft von der knipsenden Touristenschar, die unten vorbeigeführt wird, und sind doch gehetzt von der Geschichten, die um sie kursieren. Doch sie versuchen sie ordnen, über sie zu herrschen statt von ihnen beherrscht zu werden. Die Geschichten, die sich die Nachwelt von Idomeneus macht, sind nicht eindeutig, also bieten sie Raum für Neu- und Umdeutungen. Regisseurin Cora Sachs wagt sich in ihrer Abschlussarbeit an der Theaterakademie mit ihren sechs Textakrobaten entlang des Textes von Roland Schimmelpfennig an die Untersuchung, ob der Mensch seiner Vorbestimmtheit entkommen und sein Leben ohne Zwänge selbst gestalten kann. Sachs schält keine Einzelindividuen aus der Sprachoper heraus. Alle werden gleichermaßen in geschlechtslose schwarze Kleider gesteckt und auf ihren engen vorgezeichneten Pfad geschickt. Optimistische Überraschungen hält Sachs klares Inszenierungskonzept nicht bereit. Entkommen werden sie ihrem menschlichen Schicksal der Begrenztheit nicht. Es begann wie es endet: Mit einem lauten Streit zwischen den Beteiligten um die eine Wahrheit, die es nicht gibt. Birgit Schmalmack vom 20.1.15
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