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Einstellung des Projekts Erde

Planet B, Lessingtage Foto: Stefano Di Buduo

Der Co-Produzent hat entschieden: Es wird keine nächste Staffel des Projekts Erde geben. Die Serie wird eingestellt, doch mit einem fulminanten Schlussakkord will er die Zuschauerquoten noch einmal in die Höhe treiben: Er will, bevor die Aliens den Knopf zum Massensterben drücken, Vertreter:innen aller Gattungen in einen Wettbewerb schicken. Die Zuschauer sollen dann per Direktabstimmung entscheiden, wer überleben darf. Für die Gattung Mensch ist ausgerechnet der blasse Bremer Versicherungsvertreter Boris Bormann Niels Bormann ausgesucht worden. Völlig überfordert wird er in eines der Raumschiffe verfrachtet, zusammen mit den Vertreterinnen der Gattung Krokodil, Panda, Ameise, Fledermaus und Fuchs. Hier sind sie quasi in einem außerterrestischen Dschungelcamp zusammengepfercht und dem offenen Konkurrenzkampf ausgesetzt.
In einer zerborstenen Weltkugel stehen sich nun die verschiedenen Haltungen der Teilnehmenden gegenüber und treten in einen Wettstreit miteinander. Da ist einmal der traurige Panda (Maryam Abu Khaled) in seinem schwarz weißen Kunstpelzmantel, der schon so lange um sein Überleben kämpft, dass er sich am liebsten als erstes in den Abgrund stürzen möchte. Da ist die überehrgeizige Ameise (Aysima Ergün ) in ihrer Uniform, die sich nur im Wir sehen kann und fest an die Überlegenheit ihrer Gattung glaubt. Da ist das Macho-Krokodil (Dimitrij Schaad ) in seiner Lederjacke, das schon zwei Artensterben überlebt hat und fest an das Wegbeißen aller Konkurrenten glaubt. Da ist die Urban-Füchsin (Alexandra Sinelnikova) mit ihrem Instagramaccount in Leggings, Pelzjacke und langem Fuchshaar-Zopf, die sich ganz als Vertreterin der woken Zukunftsgeneration sieht. Da ist das malträtierte Huhn (Orit Nahmias), das aufgrund seiner Legebatterien-Gegenwart nichts mehr zu verlieren hat und sich umso wütender auf seine letzte Chance auf Veränderung stürzt. Da ist die traurige Fledermaus (Jonas Dassler ) mit ihren Latexflügeln, die schon seit Jahren versucht mit ihren Death-Songs Erfolg zu haben, aber damit bisher nur wenige Fans gewinnen konnte. Sie hängt immer mal wieder durch. Und zum Schluss der durchschnittliche, unsichere, nach allen Seiten offene Boris, der sich mit seinen ständigen Wendehalsmanövern durch die schwierige Situation zu manövrieren zu versucht. Einerseits ist er von der Überlegenheit der Menschen überzeugt, muss aber angesichts seiner Konkurrenten sich dennoch auf einen Wettbewerb auf Augenhöhe einlassen. Seine bisherigen Maßstäbe taugen nicht mehr.
Das ist ein kluges, witziges Arrangement, das mit den charakterstarken Individuen auf der Bühne und ihrer pointierten Darstellung durch die Mitglieder des Gorki-Ensembles wunderbar rüberkommt. Ein Gag jagt den nächsten, aber ohne die Tragik dahinter vergessen zu lassen. Wieder einmal ist es der Regisseurin Yael Ronen mit ihrem Team gelungen, die Balance zwischen Ernst und Unterhaltung geschickt zu halten, wenn auch der Erkenntnisgewinn dieses Mal weniger groß war als bei bisherigen Arbeiten. Aber als Sience-Fiction-Satire über eine Hybris, die zur Selbstauslöschung führen wird, ist Planet B absolut empfehlenswert.
Birgit Schmalmack vom 26.1.24