Lenz
Verzweifelt am Leben
Zusammengesunken hockt Lenz auf einem Stuhl vor der grauen Wand. Abgerissen sieht er aus in seinem weißen Unterhemd, der beigen Hose mit offenem Schlitz und dem olivgrünen Parka. Mit nur einem Schuh versucht er seinen Weg zwischen Wasserlachen in diese Welt hinein zu finden. Fliehend vor der Erwartung seines Vaters sich klaglos in diese Gesellschaft einzugliedern, kommt er zu Pfarrer Oberlin und findet dort Unterschlupf. In der Bibel und in der Natur versucht er die Ruhe zu finden, die er so dringend braucht. Doch als der ersehnte Gottesbeweis ausbleibt, verflüchtigt sich sein Glaube. Auch die eiskalten Bäder können ihn nur noch kurzfristig betäuben und aller seiner Sinne berauben. Der Weg zu Gott und zur Welt bleibt ihm verschlossen.
Büchners Erzählung hat Juluis Jensen mit seinem Hauptdarsteller Tom Keidel im Theater in der Basilika eindrucksvoll umgesetzt. Immer nasser werdend schlurft er durch die Wasserpfützen. Gebirge malt er mit Kreide auf die graue Rück- und Seitenwind. Die weiteren Personen werden mit seiner eigenen Stimme eingespielt. Lenz bleibt in seiner Not alleine. Träumt er oder ist er wach? Sind seine Überlegungen nur seine eigenen Kopfgeburten? Diese seine zentrale Frage wird so auch auf der Bühne nachfühlbar. Mikrofone, eine Plattform und zwei Stühle – mehr braucht das Team von Darsteller und Regisseur nicht, um Lenz Verzweiflung unter die Haut gehen zu lassen.
Birgit Schmalmack vom 8.10.08
Sie sind hier:
Archiv