Vatertag
Das schwache Geschlecht
Am ihrem Ehrentag dürfen die Väter noch einmal alten Rollenbilder hinterher träumen. Am Vatertag geben sie sich gerne den schönen Erinnerungen hin. Wie war es doch herrlich, als die Machtverhältnisse noch geklärt waren und die Männer die Hosen anhatten. Jetzt stellt die Besitzerin des Golfplatzes, auf dem die vier Alt-68-er heute statt mit Bier mit gutem Rotwein ihren Ehrentag begehen, die neuen Strukturen gleich am Anfang klar und betont: „I shot the sheriff“ und präsentiert zum Beweis das noch rauchende Gewehr. Erst sie das Vatertagsterrain im Grünen wieder verlassen hat, wagen es die vier männlichen Exemplare am Gartentisch lautstark dagegen zu setzen: „The woman is the nigger of the world“. Wohl wissend, dass diese Zeit lange vorbei ist.
Der Schulterschluss zwischen den Männern gelingt allerhöchstens innerhalb der eigenen Generation aber nicht zwischen den verschiedenen Altersstufen. Der Vater (Peter Maertens) im Rollstuhl träumt eher von „der Sonne, die bei Capri im Meer versinkt“, während er alte Soldatenlieder und Leharmelodien zum Besten gibt. Der Sohn (Christoph Rinke) dagegen mag sich mit den Vätern nicht mehr identifizieren. Ihre Langeweile erscheint ihm tödlich und provoziert ihn zu immer neuen Attacken gegen ihre Resignation. Sein Vater (Peter Mooshammer) versichert sich und den anderen dennoch versonnen lächelnd: „Das Revolutionäre hat er von mir“.
Die Frauen spielen hier zwar die Nebenrollen, bestimmen aber eigentlich das Geschehen, da sie ständig Thema sind - ob nun die unerreichbare junge Schöne (Paula Dombrowski) oder die karrierebewusste, erfolgreiche Platzherrin (Angelika Thomas). Für Franz Wittenbrink sind die Frauen das stärkere Geschlecht. Sie halten die Männer in Abhängigkeiten, die sie zu jammernden Männergrüppchen degradieren, die nur noch auf die Gnade der holden Weiblichkeit hoffen dürfen. Einzig der rüde rappende Deutschtürke (Judith Rosmair) erinnert noch mit seiner aufreizenden Machohaltung an das, was den deutschen Männern lange abhanden gekommen ist. Er zeigt den deutschen „Weicheiern“, was sie sich haben wegnehmen lassen.
Erst nach vier Zugaben entließ das begeisterte Publikum im Thalia Theater das Ensemble und die Musiker um Franz Wittenbrink.
Birgit Schmalmack vom 4.1.07
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