Claus Peymann
Kultstück der Ironie
Das Theater zelebriere die größte Perversion. Dennoch sei das Publikum vernarrt in die Lügengebäude, die er hier immer wieder präsentiert bekommt, und suche die Bretter, die die Welt bedeuten, immer wieder auf. Thomas Bernhard, der große österreichische Autor und Zyniker, hasste das Theater und alles, was mit ihm zusammen hing. Claus Peymann liebte dagegen das Theater so leidenschaftlich, das er ihm alle seine Energie widmete. Wenn auch aus ganz unterschiedlichen Beweggründen, so hatten beide Männer etwas gemeinsam: Ohne ihr Hass- oder Liebesobjekt war kein Leben für sie vorstellbar.
Diesen Tatsachen und Absurditäten widmet sich das Stück „Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen“, in dem Thomas den Umzug Claus Peymanns von Bochum nach Wien ironisch begleitet. In drei kurzen Dramoletten beschreibt er Peymanns Kofferpacken, ein Zusammentreffen mit Autor Bernhard und einen Arbeitsausflug mit dem Dramaturgen Hermann Beil.
Peter Dorsch hat das Stück als humorvolles Kleinod im Nachtasyl in Szene gesetzt. Nach fast einem Jahr seit der ersten Aufführung ist es zu einem Kultstück geworden, das immer wieder für ein rappelvolles Nachtasyl sorgt. Erst wenn alle Sitzgelegenheiten gefüllt und auch alle Stehplätze an der Bar besetzt sind, können die drei Darsteller auf der kleinen Bühne unter einer Reihe Hirschgeweihe Platz nehmen. Exzellent sind die drei Rollen besetzt. Wolfgang Noack gibt dezent manieriert und sorgsam ironisch Claus Peymann. Helmut Mooshammer ist ihm ein würdiger Gegenpart, mal als Bernhard himself und mal als Hermann Beil. Harald Burmeister ist herrlich als Frl. Schneider, die als treue Seele ihrem tyrannischen Chef Peymann zur Seite steht.
Peter Dorsch schafft es mit seinen drei Schauspielern genau den richtigen Tonfall zu treffen, der für tiefgründige Lacher sorgt ohne die Personen je lächerlich zu machen. Eine kleine Rarität, die man auf keinen Fall versäumen sollte, wenn sie wieder auf dem Spielplan steht!
Birgit Schmalmack
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