Männergespräche
Einblicke in Männerseelen
Frau durfte gespannt sein. Endlich einmal Zeuge sein, wenn Männer so ganz unter sich. Morten Feldmann stillt mit seinem Stück „Männergespräche“ die Neugier der Damenwelt. Zum Glück lässt er sie dabei aber nicht Kegeln, Fußball gucken oder Bier trinken, sondern ausgiebig zu Worte kommen. Dabei zeigt er, dass sie mit den Frauen durchaus mithalten können, was ihren Spaß an Tratschen, Jammern, Leiden, Heulen, Trösten und Aufrichten angeht.
Die drei Männer, der snobistische Galerist Malte (Alexander Schröder), der körperbetonte Maler Jakob (Ronald Zehrfeld) und der zart besaitete Autor Sebastian (Wanja Mues), die Feldmann zu Worte kommen lässt, sind vielleicht nicht gerade Durchschnittsexemplare, bewegen sie sich doch in der Künstlerszene, der man immer schon ein wenig mehr Gefühligkeit zutraute und gestattete. Angeheizt werden ihre Gespräche und guten Ratschläge durch die Männerseelen aufrüttelnde Situation des Autors. Sebastian, der bisher noch wenig zu Ruhm gelangt ist, ist mit einer erfolgreichen Verlegerin liiert. Die war schon immer kurz vor dem nächsten Karrieresprung und hat nun eine begehrte Stelle in einem großen Verlag in New York ergattert. Sebastian darf mit, hauptsächlich um den Sitter für die Katze abzugeben. „Eigentlich ist er ihre Frau“, bemerkt sein Freund Malte süffisant und rät ihm dringend von dieser abhängigen Lage ab. Der mittellose Maler Jakob sieht das pragmatischer: Wieso, sie haben doch beide was davon?
Ulrich Waller hat drei perfekte Schauspieler für die Verkörperung der drei höchst unterschiedlichen Persönlichkeiten gefunden. Hier dürfen Männer ihre geheimen hysterischen Seiten offenbaren. Mit Spaß an ihrer Vorführung lässt Waller die Textvorlage genüsslich ausspielen. Das Publikum im St. Pauli-Theater dankte es ihm mit herzhaftem Applaus.
Birgit Schmalmack vom 13.11.06
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