Im Menschen-Museum
Wie gestaltet man eine Sammlung der Restbestände der Menschlichkeit in einer Phase der Post-Exstinction? Dafür versucht das Team der backsteinhausproduktion Bilder zu finden. Und es gelingt ihm auf wundersame Weise. In der 45-minütigen Kurzfassung ihres dritten Teil von "Der Fall Mensch". Er ist mit "Happy Ending" überschrieben.
Vielleicht ist es nur deswegen ein vergnügliches Ende, weil die Erde sich nun ohne den Menschen, der ihre Ressourcen gnadenlos ausgebeutet hat, wieder in Ruhe regenerieren kann? Die ironischen Untertöne in dieser Geisterstunde der menschlichen Untoten werden nicht verbalisiert und sind dennoch unüberhörbar. Gerade weil die Akteur:innen mit stoischem Blick den menschlichen Überresten, Regungen und ihrem musikalischem Liedgut versuchen nachzuspüren. Mit ihren Samples, die sie hier exemplarisch vorführen, erheben sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit, dennoch wird klar: Hier ist eine Spezies am Taumeln, am Fallen, am Nichtverstehen.
Ihr Museumsprojekt wird ein unvollendetes bleiben. Denn wie sollte auch eine Selbstauslöschung verstanden werden können? Dafür findet das vielköpfige Performer:innen- und Musiker:innenteam um Nicki Liszta wunderbar uneindeutige Bilder und Szenen. Die Bühne (Nina Malotta/Moritz Martin) aus einer flackernden Neonleuchten-Deckenkonstruktion, die hier als Bühnenhintergrund genutzt wird, die fleischfarbenen Kostümen (Rebecca Moltenbrey) mit Plastikhaarperücken und die mal schmissige, mal sphärische Musik (Heiko Giering) unterstützt den starken Eindruck, dem man sich als Zuschauerin nicht entziehen kann.
Birgit Schmalmack vom 4.11.22