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Mit B&B auf hoher See
Sängerischer Zickenwettstreit
Wenn sich die Thirty-Something Beate Prahl und die Fifty-Something Bärbel Röhl auf der Bühne begegnen, ist die liebevolle Stichelquote hoch. Nach der sorgfältigen Sichtung des deutschen Liedgutes zum Thema Männer im Allgemeinen und Seemänner im Besonderen liefern sie sich einen gekonnten Schlagabtausch in Sachen richtiger Beziehungskultur. Hier wird gestritten um Rollenzuschreibungen und deren lustvolle Überschreitung
Der Spagat zwischen selbstbewusstem Ausleben der eigenen Bedürfnisse und selbstlosem Verströmen in einer Beziehung, zwischen hemmungslosem Flirten und geduldigem Abwarten, zwischen Abenteuer und Treue scheint so neu nicht zu sein, kommt er doch in vielen alten Schlagern vor, wie B&B beweisen..
Bärbel nimmt in dem freundschaftlichen Wettstreit die Rolle der reifen Vollblutfrau und Beate die der attraktiven Blonden ein. Während die eine mit Erfahrung prahlt, setzt die andere ihre Jugend dagegen. Als Bärbel es leid ist, als die Ältere von der Jüngeren ständig ausgemustert zu werden, revanchiert sie sich gekonnt. „Kennst du den Hamburger Gruß?“ Sie verabschiedet mit der einen Hand nach vorne, mit der anderen lockt sie hinter ihrem Rücken. Sie erklärt: So verabschiedeten die Hamburger Kapitänsfrauen in Ovelgönne ihre Männer auf dem auf der Elbe vorbeifahrenden Schiff und begrüßten gleichzeitig ihre Liebhaber, die die schmalen Treppen vom Elbhang herunterkamen. Beate guckt verständnislos. Darauf gibt die raffinierte Bärbel kommentarlos mit „dumm, dumm, dummi du dumm“ den Rhythmus des nächsten Liedes „Seemann deine Heimat ist das Meer“ vor.
Sie lassen tief in die Seele der Frauenherzen blicken. Zwar soll ihr Herz nie einem alleine gehören, doch gleichzeitig verlieren sich gerne in romantischen Sonnencremekussträumen und wünschen sich heimlich den Neandertaler, der sie an den Haaren in seine Hütte schleift. „Hein“ (Gerhard A. Schliewe) am Schiffklavier kann da nur mit dem Kopf schütteln. „Wenn das meine Männergruppe wüsste!“
Nach der Pause soll Schluss sein mit den Streitereien: „Freundinnen müsste man sein“! wünschen sie sich. Erkennen aber auch klar, wo die Grenzen liegen: „Bis wir uns in denselben Mann verlieben.“ Doch auf ein Motto können sich beide dann doch generationenübergreifend einigen: „Ich will alles und zwar sofort.“
Die Zuschauer, die den Chansonabend anlässlich des Frikk-Festivals in Friedrichshain sehen durften, waren am Schluss klüger: In jedem Mann steckt ein treuloser Seemann und in jeder Frau eine emanzipierte Amazone.
Birgit Schmalmack vom 11.8.10