Romy Haag
Mit siebzig fängt das Leben an
In Holland geboren, in Paris aufgewachsen, in den USA verdorben und in Berlin verliebt – so umreißt Romy Haag in knappen Worten ihr Leben. Doch stets wäre es ein „Walk on the wild side“ gewesen.
Diese Diva ist ein Gesamtkunstwerk. Die langen roten Haare („Dank an Waltz für seine Extensions!“) werden immer wieder über die Schulter geworfen. Die Schweißtropfen stets sorgsam mit den rotlackierten Händen vom perfekten Make-Up abgetupft. Mit dem Stoßseufzer „Ach, Kinners...“, beginnt sie oft ihre kleinen Lebensweisheiten am Rande. Haag hat ihre Rolle geschickt zwischen sexy Femme fatale und erfahrene Ratgeberin ausbalanciert.
In Leggings zu schwarz glitzernden Kleid rockt sie wie Tina Turner, sinniert sie wie Klaus Hoffmann und romantisiert sie wie Frank Sinatra. Dennoch gewinnt sie jedem der altbekannten Songs ihre ganz eigene Note ab. Mit ihrer ganz persönlichen Adaption des Seeräuber-Jenny-Songs beweist sie sogar ihr Talent als Brecht-Interpretin. Ihre rauchige volle Stimme mit dem rollenden R gibt ihr die geheimnisvolle Stärke, die ihre Bühnenpräsenz ausmacht. Doch am besten passte ihr letztes Lied auf die Vollblut-Frau, die ihr Wild Life in vollen Zügen auskostet: “Je ne regret rien!“
„Mit siebzig fängt das Leben an“, so verspricht sie ihren Zuhörern im Schlossparktheater. Augenzwinkernd sorgt sie gleich für die nun fällige Aufklärung: „Nein, ich bin erst 59!“ Und auch das mag man der alterslos wirkenden Glamourfrau kaum glauben.
Birgit Schmalmack vom 2.8.10
Sie sind hier:
Archiv