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Stomping on the Blues
Schwarz-weiße Musikgeschichte
Leise summend betritt Angela Andrew in langem braunen Baumwollrock und weißem Kopftuch die Bühne des Sprechwerks. „Sometimes I fell like a motherless child“, singt sie mit betörend schöner gefühlvoller Stimme. Doch der Abend „Stomping on the Blues” ist nicht dem reinen Genuss der Musik gewidmet, darüber klärt sie ihr Publikum gleich auf. Nein, hier sollen 150 Jahre Musikgeschichte aufgerollt werden. Und diese beginnt in ihrer gemeinsamen Rückschau mit Johnny Lloyd mit der Verschleppung von Millionen Afrikanern nach Amerika, die dort als Sklaven arbeiten sollen. Doch diese schwarzen Menschen bringen den Weißen nicht nur billige Arbeitkraft sondern überraschen sie mit einer Musikalität, die sie beeindruckt, neidisch macht und begeistert.
Die beiden Tänzer und Schauspieler erzählen mit viel Sinn für Humor, wie die Weißen den Schwarzen ihre Schritte abgucken und nachzumachen versuchen. Wie sie die schwarzen Talente für ihre Zwecke vermarkten. Wie sie sich immer wieder sich aufs Neue von ihrer Kreativität anregen lassen. Wie so immer wieder neue Tanz- und Musikstile geboren werden. Bis heute. Wenn Johnny Lloyd sich zum Schluss als versierter Breakdancer entpuppt, sind wir in der Gegenwart angelangt. Und es hat sich an der Aufgabenverteilung immer noch nichts verändert: Auch heute kommen häufig die Ideen und Anregungen aus der schwarzen Musikszene und werden von Weißen nur aufgegriffen und populär gemacht.
Wie befruchtend die Zusammenarbeit zwischen einem weißen Künstler und einer schwarzen Künstlerin sein kann, beweist auch dieser informative und unterhaltsame Abend. Das ist auch dem ganz besonderen Charme, Witz und Schalk der Londonerin Angela Andrew zu verdanken, die die meiste Aufklärungsarbeit übernahm. Das überwiegend junge Publikum feierte begeistert die tolle Performance der beiden Tänzer und holte sie mit nicht enden wollenden Applaus immer wieder auf die Bühne.