Liebesbeweise
Mozart verlangt von seiner Frau Konstanze einen großen Liebesbeweis: Er will in seinen letzten Lebensstunden seine verflossenen Liebesgeschichten mit ihr durchspielen. Dem sterbenskranken Geliebten mag sie diesen Wunsch nicht abschlagen. Zumal sie glaubt, dass sie über seine Affären sowieso bestens im Bilde ist. Doch seine wirklich tiefgehenden Liebesaffären hat er ihr wohlweißlich verschwiegen. Erst jetzt im Angesicht des Todes will er sie beichten. Er will Verzeihung von seiner Frau erlangen, um in Ruhe sterben zu können. Konstanze kann diesen Erinnerungen gefasst nach gehen, solange sie denkt, dass sie seine einzig wahre Liebe gewesen ist. Doch Mozart hat großen Spaß daran ihr diese Gewissheit von Zeit zu Zeit zu rauben, um seine Attraktivität auf Frauen trotz seiner körperlichen Unzulänglichkeiten umso stärker zur Geltung kommen zu lassen. Konstanze weiß sich zu revanchieren: Auch sie nahm sich ihre Freiheiten und zwingt nun Mozart in die Rolle ihrer Liebhaber.
Zwei außergewöhnliche Persönlichkeiten trafen in dieser Ehe aufeinander, die mit herkömmlichen Maßstäben wohl kaum zu messen gewesen sind. Zwei besondere Schauspieler verkörpern sie mit starkem Ausdruck: Cornelia Schirmer und David Bennent. Regisseur Ottokar Runze verlässt sich in seiner Inszenierung von „Mozart und Konstanze“ nach dem Text von Zsolt Pozsgai an den Kammerspielen ganz auf seine zwei Darsteller und ihre Präsenz.. Die Bühne ist ebenso schlicht angelegt: weiß mit einem Canapé und einem Piano, an dem ein Todesengel für Mozart seine Musik spielt, die ihn ins Reich der Toten hinübergeleiten soll.
Birgit Schmalmack vom 1.4.06
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