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Kampf für die Gerechtigkeit

Robin Hood Thater Das Zimmer



Die braven Untertanen von Nottingham leiden, seit sie einen neuen König haben. Sie recken bittend ihre Hände in die Höhe. Doch vergeblich. Der König denkt nur an sich und sein williger Geldeintreiber ebenfalls. Lady Marianne, die Nichte des Königs, betrachtet diese Entwicklungen voller Abscheu. Doch was dagegen unternehmen? Als sie von einem gewissen Robin Hood hört, der durch die Lande zieht, Raubüberfälle bei den Reichen unternimmt und die Beute an die Armen verteilt, schöpft sie Hoffnung. Vielleicht ein Verbündeter? Auf Vermittlung ihrer Köchin trifft sie sich mit dem jungen Mann. Während sie auf der Brücke sitzt, schreitet Robin wie ein einsamer Western-Held für die Gerechtigkeit durch den Tunnelgang zu ihren Füßen. Schnell jedoch befinden sich die Beiden in einer heißen Diskussion: Darf man Gewalt anwenden, um dem Recht auf die Sprünge zu helfen und das Unrecht zu mindern?
Das Regieteam aus Lars Ceglecki und Lisa Gappel hat es verstanden auch für alle anderen Szenen des Stückes die örtlichen Gegebenheiten der Horner Rennbahn, auf die sie in diesem Kultursommer die Spielstätte des "Theater Das Zimmer" verlegt hat, geschickt auszunutzen. Hier brauchte das Dorf Nottingham nicht aufgebaut zu werden, es lag schon im Stadtteil Horn für diese Aufführung bereit. Mit Laiendarstellerinnen aus dem Viertel wurden die Bürger von Horn zu den Bürgerinnen von Nottingham. Daher werden die Zuschauer:innen während des Stücks immer wieder aufgefordert, zum nächsten Platz des Geschehens weiter zu wandern. Das Mikado-Spiel, in dem Robin den Sheriff hinters Licht führt und um sein erbeutetes Gold bringt, findet auf dem Kinder-Spielplatz der Rennbahn statt. Die konspirative Besprechung des weiteren Vorgehens am idyllischen kleinen See. Das Treffen des Sheriffs mit seinem König im schön angelegten Rondell. Das Aufbegehren der Bürger vor den kleinen Hütten, die auf dem Innenplatz der Rennbahn verstreut liegen. Angereichert mit viel Musik zwischen den Szenen, die live gesungen wird, und durch das hervorragend ausgesuchte Schauspielerensemble wurde daraus ein unterhaltsamer, atmosphärisch dichter und dennoch hintergründiger Abend. Ohne krampfhafte Aktualisierung, aber mit jeder Menge möglicher Querverweise, deren Entschlüsselung die Regie den Zuschauer:innen selber zutraut. Die Aufführungen wurden von ihnen begeistert aufgenommen und mit viel Applaus gefeiert.
Birgit Schmalmack vom 15.8.21