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Cleopatras Liebhaber, Bärenzwinger

Cleopatras Liebhaber, Bärenzwinger Fotos: Tobias Kade

Wir schaffen das!


Cleopatra (Lisa Brosig) war zu ihrer Zeit die mächtigste Frau der Welt. Kann man sie also als eine frühere Ausgabe unserer Angela ansehen? Ein Ausspruch in "Cleopatras Liebhaber" im Bärenzwinger legt das nahe: Cleopatra hat die Vision, die Menschen mit Vernunft zu regieren. Das sollte möglich sein? Ihr erster Minister Ptolemaios (Andreas Heßling) ist da skeptisch. Doch Cleopatra entgegnet nur: "Wir schaffen das!"
Cleopatra hat klare Vorstellungen und dafür geht sie auch über Leichen. Da im alten Ägypten man Posten nicht durch Wahlen neu besetzen konnte sondern nur wenn der Inhaber starb, müssen eben Köpfe rollen. Etliche Vorgänger müssen beseitigt werden, damit kein Dummkopf die Macht in den Händen hält und die vernünftige Cleopatra endlich den Thron besteigen kann. Ihre Mutter (Freya Kreutzkam), ihre Schwester (Mora Thurow), ihr Vater (Simon Fleischhacker) - alle müssen sie ihr weichen, damit sie ihr Regiment der Vernunft beginnen kann.
Autor und Regisseur Peter Förster inszeniert mit seinem selbst verfassten Stück einen "Shakespeare vom Nil", wie er im Untertitel bemerkt. Wie in jedem guten Shakespeare-Stück geht es auch bei ihm um Macht, Intrigen und Sehnsüchte.
Doch Peter Förster hat noch mehr im Sinn: Er will mit geschickten Seitenhieben Anregungen zum Nachdenken geben. Einige lässt er vom Politik-Altmeister Ptolemaios in die Meinungsrunde werfen. Jeder Politiker leide unter einer profunden Persönlichkeitsstörung, meint dieser. Wenn er die Verhaltensweisen des Herrschers schildert, fallen wie zufällig Ähnlichkeiten mit dem derzeitigen amerikanischen Präsidenten auf.
Und Förster will Botschaften vermitteln: Was reimt sich auf Zukunft? Vernunft! Seien wir froh, dass wir unter demokratischen Verhältnissen leben!
Wenn diese Botschaften so amüsant verpackt daherkommen wie im Bärenzwinger, kennt der Applaus des Publikums kaum ein Ende.
Birgit Schmalmack vom 2.8.17