Zur Kritik von
Talos, HAU 3
Emotionale Qualität eines Univortrages
Man kann Grenzen und Grenzübertritte als ein Planspiel betrachten. Dann sind sie nur eine animierte Grafik aus Linien und verschieden farbigen Punkte. Die blauen Punkte sind zahlreich und ungeordnet, die schwarzen dagegen nach einem System angeordnet. Die blauen stellen die mobilen Elemente dar, schwarzen die Grenzschützer.
Dieses Planspiel stellt der Vortragende mit Hilfe der Bilder, die auf die Leinwand hinter ihm projiziert werden, vor. Die Grenzsicherung wäre noch wesentlich effektiver, wenn man statt Menschen Roboter einsetzen könnte. Genau daran arbeitet das Projekt Talos von acht EU-Ländern, das der Vortragende hier vorstellen möchte. Es soll Robotersysteme entwickeln, die ohne jede menschliche Unzulänglichkeiten und Gefühle die mobilen Elemente zurückdrängen können. Wenn allerdings der Bildschirm auf der Seite der ungeordneten blauen Punkte plötzlich Menschen zeigt, Flüchtlingscamps und herumlaufende Flüchtlinge, wird die eigentliche Bedeutung klar.
Das Stück ähnelt eher einem Forschungsvortrag als einem Theaterstück. Arkadi Zaidos geht so unemotional wie möglich an das Thema heran. Einzig die Grafik verlässt die strenge akademische Objektivität, indem sie auch Menschen zeigt. Dennoch wäre es wünschenswert gewesen, wenn Arkadi Zaidos diese Distanzierung zeitweise aufgebrochen hätte. So interessiert und berührt zwar der Inhalt war, aber die Form hält zu sehr auf Abstand.
Birgit Schmalmack vom 30.8.17