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Zur Kritik von |
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Hinter der Fassade, St. Pauli |
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Gefangen zwischen Fassade und Wahrheit
Er weiß es: Er hat eine entsetzliche Dummheit begangen: Er hat einfach seinen alten Freund Patrick zum Abendessen eingeladen, obwohl der sich gerade nach 20 Ehejahren von seiner Frau wegen einer knapp dreißigjährigen Blondine getrennt hat. Und leider ist diese Exfrau die beste Freundin seiner Frau Isabelle. Also fürchtet er sich nun vor der Reaktion seiner Frau und zögert die Beichte immer wieder hinaus. Doch die kluge Isabelle erkennt klar ihre Chance und stimmt dem Besuch nach anfänglicher Skepsis zu. Schließlich gelte das alte Sprichwort: "Sei deinen Freunden nahe, aber noch näher deinen Feinden!" So kann das abendliche Zusammentreffen der zwei Paare, des einen alt gedienten und des frisch verliebten, stattfinden. Der Erfolgs-Autor Florian Zeller bedient sich in seinem neuen Stück exzessiv einer Technik, die man aus der Komödie kennt: des Beiseite-Sprechens. Etwa die Hälfte des Bühnentextes findet nur in den Gedanken der Personen statt. Sie sprechen sie laut aus, machen den Wechsel aber nur die Blickrichtung direkt ans Publikum deutlich. So verfällt das tatsächliche Gespräch zwischen den Personen immer wieder in ein Schweigen, das zu Reaktionen wie diesen führt: Bist du noch bei uns? Der Effekt ist klar: Der Widerspruch zwischen Behauptung und Wahrheit wird überdeutlich. Keiner der Sprecher bemüht sich um Authentizität sondern nur um die Wahrung der Fassade. Dahinter will Zeller die Frage verhandelt, was besser sei. Wie Patrick alles von heut auf morgen aufzugeben und sich in einen Neuanfang zu stürzen, nur um behaupten zu können, dass er jetzt ganz bei sich angekommen sei und endlich glücklich sei? Oder wie Daniel weiterhin mit seiner Frau Isabelle die Fassaden zu kitten, um nichts zum Einstürzen zu bringen? Zellers neues Stück ist reinstes Boulevard. Regisseur Ulrich Waller hat die Rollen mit versierten Schauspielern besetzt: Herbert Knaup, Cristin König, Jessica Ohl, Stephan Schad. Besonders die beiden Herren geben dem Affen Zucker. Die Frauen spielen eher im Hintergrund. Christin König gibt die souveräne Frau, die ihren Mann fest im Griff hat, ihn aber glauben lässt, dass er die Fäden in der Hand hält. Jessica Ohl ist die hübsche Blondine, die hemmungslos mit den älteren Männern flirtet, um ihre Ziele zu erreichen, die nur sie genau kennt. Die Männer lassen sich an der Nase herumführen. Das ist ein alt bekannter Stoff und auch der exzessive Einsatz eines alten Stilmittels bringt keine neuen Erkenntnisse. Ganz im Gegenteil: Diese Form des Doppelsprechs scheint wie ein Abgesang auf die Schauspielkunst: Wenn die Doppelbödigkeit sonst wortlos gespielt werden musste, darf sie hier einfach ausgeplaudert werden. Dieser Effekt hat sich schon vor der Pause abgenutzt. Birgit Schmalmack vom 12.12.16
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Willkommen, St. Pauli Th. Mein bitteres Land, St. Pauli Theater
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