Indien, Ohnsorg Studio

Indien im Ohnsorgstudio von Sinje Hasheider

Hart aber herzlich

Von Bönnigstedt über Tangstedt nach Itzstedt, so sieht die Tour der beiden Restaurantprüfer Mantholt (Horst Arenthold) und Leonhard (Markus Gillich) aus. Von einem Wiener Schnitzel zur nächsten Erbsensuppe. Von einer Sicherheitsprüfung zum nächsten Probeliegen. Doch ansonsten haben die beiden wenig gemeinsam: Leonhard sieht sich als akribischen Beamten, der seiner Aufgabe gewissenhaft nachgehen will. Eifrig, sich allwissend gebend und pinkelig geht er an seinen Job und sein Leben heran. Immer ist er gewillt alles richtig zu machen. Mantholt ist dagegen eine abgeklärter Mann, der sich lieber mit Essen und Trinken bei Laune hält. Er rettet sich in derbe Sprüche, weil er genau weiß, dass sein Leben, der Job und seine Ehe ihre besten Zeiten schon hinter sich haben. Dennoch kommen sich die beiden bei ihrer Aufgabe näher als gedacht. Der tägliche Frust beim Herumfahren schmiedet sie wider Willen zusammen.
Im zweiten Teil wird aus der makaberen Komödie unversehens ein Drama: Eine Krebsdiagnose lässt die Beiden erkennen, dass einzig die Männerfreundschaft helfen kann. Gerade der Saufkopp Mantholt wird so zum einzig treuen Gefährten für Leonhard, der an seinem Bett ausharrt. „Schön dass gerade du bei mir bist.“ „Warum?“ „Weil du nichts verstehst…“
Das Stück und der Film von Josef Hader und Alfred Dorfer hat Cornelia Ehlers für das Ohnsorg Studio aus Österreich in die niederdeutsche Tiefebene transferiert. Das funktioniert wunderbar. Die Zuschauer sind Teil der Kulisse. Sie sitzen ebenso wie die beiden Männer in einer realistisch nachgebauten Kneipe. Doch Wohlfühlatmosphäre wird nur scheinbar aufgebaut. Mitunter bleibt den Zuschauern die Salzstange fast im Halse stecken, wenn Mantholt seinem Lebensüberdruss mit allzu drastischen Scherzen Luft verschaffen will. Doch das Publikum versteht: Auch hinter dieser harten Schale steckt ein weicher Kern und so wird das Stück schließlich doch noch zu einem rührenden Beweis der wahren Männerfreundschaft.
Birgit Schmalmack vom 9.3.15