Cash – Über Johnny Cash, Logensaal

"Cash - Über Johnny Cash" im Logensaal von Anatoly Zhivago

Der Kick der Musik

Düstere Töne des Klaviers mischen sich in die Gitarrensounds, die Cash (Anatoly Zhivago) an einem der Tische des Logensaals anschlägt. Sie machen deutlich, dass sich andere Zeiten ankündigen. Mit Trommelschlägen auf die Hammerleiste wird für ihn ab jetzt der Takt vorgegeben. Denn das Militär ruft: Cash geht zur Air Force und hat zu funktionieren. In die Militärstiefel geschlüpft ist die Klavierspielerin zum Kommandanten mutiert, der Cash zu Liegestützen antreibt.

Nach dem Militärdienst geriet er gleich in eine neue Zwangslage: Geld musste her. Cash läuft gehetzt zwischen dem Tisch, an dem seine Frau auf ihn wartet, und seinem Vertreterjob zwischen den Zuschauertischen hin und her. Doch nicht einmal die Miete brachte dieser für ihn und seine Frau herein. Eine spontane Schallplattenaufnahme für ein paar Dollar brachte die Wende. So begann die Karriere einer Musikerlegende. Auf der Bühne lernte Cash die Liebe seines Lebens kennen: die ebenfalls verheiratete June Carter. Wenn die erste Annäherung zwischen June und Johnny durch das gemeinsame Spielen einer Melodika gezeigt werden, hat das eine Zartheit und Intimität, die berührt. June war es dann auch, die ihn nach seinem Drogenzusammenbruch wieder aufbaute. Brauchte er die Tabletten zunächst noch als Kick für seinen zahlreichen Bühnenauftritte, hielt ihn die Sucht später zehn Jahre seines Lebens gefangen.

Anatoly Zhivago schilderte in seinem letzten Teil seiner Musikertrilogie das bewegte Leben des amerikanischen Songwriters auch mit seinen Schattenseiten. Gerade diese gaben den Songs den Tiefgang, der die Menschen berührte. Zhivago geht dabei chronologisch vor und positioniert den Frauenliebhaber Cash stets zwischen mehreren Frauen, die alle von den seinen beiden Mitstreiterinnen (Anne Meyer zu Bergsten, Judith Bethke) gespielt werden. Er gibt in seinen Regiearbeiten gerne Nachwuchstalenten die Gelegenheit auf der Bühne Erfahrungen zu sammeln. Dass sie noch nicht ganz über die Souveränität einer Ines Maria Eberlein besitzen, mit der Anatoly die beiden letzten Abende gestaltete, verfügen, sieht man ihnen gerne nach.

Birgit Schmalmack vom 25.1.16