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Nutzlose Therapeuten Der Psychiater Professor Doktor Grebenhoeve wurde nackt neben seiner ehemaligen, toten Patientin Sophie Brettschneider gefunden. Sie hatte ihren Kopf in den Gasofen gesteckt. Nun steht der Professor vor der Ethik-Kommission, die er einst selbst ins Leben gerufen hat. Er soll Rede und Antwort stehen. Sein Rechtfertigungs-Monolog wird auch zu einer Selbstvergewisserung der eigenen Position. Unschuldig weiß ist der gesamte Bühnenkasten, in dem Jörg Gudzuhn zum Psychiater Grebenhoeve wird. In grauem Anzug, weißem Hemd und weinroter Fliege gibt er den untadeligen Spezialisten und Menschenfreund. Obwohl schon siebzigjährig entwickelt er immer noch für jeden seiner Patienten ein eigene Heilungsstrategie, unkonventionell, eigenwillig und respektvoll. Kritisch hinterfragt er nicht nur seine Patienten sondern auch sich selbst. Das macht ihn so sympathisch. Gudzuhn versteht es von Beginn an, genau diese Sympathie auch beim Zuschauer zu wecken. Er nimmt sich immer wieder selbst auf die Schippe, denn er hat es nicht nötig sich auf Kosten anderer zu profilieren. Seine letzte Patientin Sophie Brettschneider war eine sehr kluge, gebildete Frau, die aber lieber im „Durstlöscher“ unter lallenden, grölenden Normalos kellnerte, als ihre aussichtsreiche Karriere als Wissenschaftlerin weiter zu verfolgen. Grebenhoeve entlarvt im Verlauf seines erinnernden Monologs über den Fall Brettschneider die Krux seines Berufsstandes: „Wir versuchen die Menschen zu heilen indem wir ihnen Werte beibringen, die ihnen den Leben lebenswert erscheinen lassen. Und dann entlassen wir sie in eine Welt, die ihnen beweist, dass sie diese Werten nutzlos für dieses System sind.“ Grebenhoeve wird es am Schluss egal sein, wie die Kommission entscheiden wird: Die Motivation für seine Berufsausübung ist ihm abhanden gekommen. Bukowskis Monolog ist hintersinnig, humorvoll, tiefschürfend und voller Sprachwitz. In der Regie von Piet Drescher kommen alle Aspekte in Gudzuhns Spiel hervorragend zur Geltung. So wurde das Gastspiel des Deutschen Theaters in den Hamburger Kammerspielen zu einem vollen Erfolg. Birgit Schmalmack vom 6.4.12
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