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Mitten in der Ehe-Therapie gelandet
Swantje sitzt neben Bernd und Knut. Ingeborg neben Paul und Franziska. Alle sind zusammen gekommen, um ihre Beziehung zu verbessern. Die Zuschauer werden mit ihren am Eingang aufgeklebten Namensschildern im Theater das Zimmer zu Teilnehmern eines Eheseminars bei Edeltraud Meyer-Wölk. Unter ihnen: Carlos und Anna. Die haben sich außer Vorwürfen kaum noch etwas zu sagen. Lange ist es her, das sie sich gemeinsam eine schöne Zukunft erträumten. Nun glaubt Carlos tatsächlich, dass seine Frau riesigen Spaß daran hat, ihren Kindern Kostüme für Kindergartenfeste zu basteln oder beim Mutterkindtanzen mitzuhopsen. Sie wiederum denkt, dass er sich bei seiner Arbeit als Architekt selbst verwirklichen könne. Dabei hasst sie die anderen Mütter bei ihrem tagtäglichen Wettstreit "Wer ist die beste Mama im Viertel?" und er baut eigentlich nur Reihenhäuser. Die Therapeutin, die sich auf ihrem Sitzball hopsend positioniert, ist sichtlich überfordert und rettet sich immer wieder in Traumreisen und Standardfloskeln. Dennoch haben sie eine positive Wirkung: Sie reichen, um das Ehepaar gegen die nervende Sprücheklopferin in Stellung zu bringen. Lang vergessene Gemeinsamkeiten werden durch ihre Provokationen wieder an die Oberfläche gespült und sie beginnen, wieder miteinander statt über einander zu reden. Das Stück von Stephan Eckel versucht sich in der Nachfolge von Yasmina Reza. Es spießt Klischees bissig auf, bedient sie aber gleichzeitig auch ausgiebig. Regisseur Dietrich Trapp versucht dies im Theater das Zimmer mit seiner Inszenierung auf höchster Ironiestufe aufzufangen. Alle drei Schauspieler (Erika Döhmen, Sandra Kiefer und Lars Ceglecki) haben sichtlichen Spaß an der Übertreibung und spielen dennoch den doppelten Boden stets mit. Auch die Idee das Therapiesofa in die Mitte auf einen Drehteller zu stellen, unterstützt geschickt den stetigen Perspektivwechsel. Der wird zwischen den Akten mit schnulzigen oder poppigen Showeinlagen im roten Scheinwerferlicht eingeleitet. Wenn Carlos dann den Sexy Tiger gibt, wird an den Reglern der Überspitzung noch ein Stückchen weiter gedreht. Ein äußerst amüsanter Theaterabend in dem kleinsten Theater der Stadt, in denen Szenen zum Fremdschämen mit Szenen mit hohem Wiedererkennungswert wechseln.
Birgit Schmalmack vom 17.12.18
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