Das bisschen Haushalt....
Wann ist der Mann ein Mann? Das fragte sich nicht nur Herbert Grönemeyer sondern auch Bastian. Er selbst hält sich derzeit für einer Looser, der seinen Mann nicht mehr stehen kann. Denn seine Freundin Helene ist befördert worden und wird zukünftig zehnmal mehr verdienen als er. Das ist nicht die Beziehung auf Augenhöhe, die sie sich einst versprochen hatten. Flugs kehren die alten Klischeevorstellungen zurück und mit ihnen die Meinungen ihrer beiden Mütter. Leider nicht nur im Geiste sondern auch in Person. Plötzlich stehen beide in dem heimischen Wohnzimmer und geben ungefragt Ratschläge, wie die verfahrene Situation zu retten wäre.
Die Alt-68-ziger Meike Meiners und die Zahnarztgattin Birte Kretschmer treffen aufeinander und sind sich erstaunlich einig. Die Dozentin für Gender-Studies kann wissenschaftlich untermauern, was die Berufsgattin schon aus praktischer Erfahrung wusste: Frauen werden nicht ausgebeutet sondern lassen sich vom Mann aushalten. Noch nie fühlte sich Konstanze so gut verstanden. Sie ist ein Naturtalent, ganz ohne Studium.
Helene will ihren Bastian halten. Denn der hat nach einer durchzechten Nacht die Scheidung eingereicht, obwohl er ihr noch nicht mal einen Antrag gemacht hatte. So nutzen die drei Frauen seinen Black Out für einen Neustart aus. Sie coachen Helene um seine Traumfrau zu werden. Und die soll so aussehen: Chiffonkleidchen statt Businessanzug, Schleife im Haar statt Pferdeschwanz, High Heels statt Plüschsocken, Kochen statt Karriere. Doch dann kreuzt die Natur die Pläne: Helene ist schwanger und sofort ist die natürliche Ordnung ohne Trickserei wieder hergestellt.
Das Theaterstück von John von Düffel nach dem Buch von Ester Vilar, das in den Siebzigern für Aufregung sorgte, spielt mit allen verfügbaren Klischees über Männer, Frauen und die Mär von der Gleichberechtigung. In der Regie von Milena Paulovics werden diese Anlagen lustvoll ausgenutzt. Für zahlreiche Lacher ist deswegen gesorgt. Lösungen darf man sich von dem Stück im Ohnsorg Theater nicht erwarten, aber dass man über die ungelösten Probleme heute Witze reißen kann, kann vielleicht schon hoffnungsvoll stimmen.
Birgit Schmalmack vom 18.2.19