Winterreise

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Die Zuschauer werden mitgenommen auf eine Winterreise in die Vergangenheit. Ihre Stuhlreihen sind wie in einer S-Bahn angeordnet. Links und rechts neben ihnen zeigen Projektionswände die Aussichten auf ein kaltes, aber romantisches Hamburg. Blicke auf die Alster, Spaziergänge durch Planten un Bloomen, Bummel über den Dom oder die Reeperbahn, nächtliche Fahrten durch die City – all diese Szenerien bilden den perfekten Hintergrund für die verflossene Liebe, von der Schuberts Winterreise erzählt. Die beiden Sänger sind nicht nur in den filmischen Dokumenten ihrer Liebe zu sehen, sondern treten auch leibhaftig zwischen die Zuschauer, um ihnen von ihrer Liebesreise zu singen.
Das Publikum wird so zu Mitreisenden. Suchend irren die Liebenden durch die Reihen ihren einstigen Glück hinterher, den Blick in sich gekehrt. Manchmal finden sie sich kurz, um dann wieder in ihrer einsamen Trauer zu versinken. Während die Filmaufnahmen in allen Farben leuchten, bleiben die beiden Gestalten in ihrer weißen Kleidung blass wie Gespenster ihrer Vergangenheit. Überblendungen verschiedener Bilder ihrer gemeinsamen Stationen geben den verschwimmenden Erinnerungen adäquate Bilder.
Regisseurin Inken Rahardt hat die bewegten Bilder von der Vergänglichkeit sprechen lassen. Zusammen mit der sinnlichen Musik Schuberts erzählen sie vom Werden und Vergehen nicht nur einer Liebe sondern des ganzen Lebens. Thomas Briesemeister überzeugte mit seiner warmen, vollen Baritonstimme vollends, Theresa Derksen setzte ihren hellen Sopran dagegen. An der letzten Haltestelle kommt alles zum Stehen. Die Bilder auf den Leinwänden sind erloschen und die beiden Sänger verschmelzen mit dem Pianisten Markus Bruker
zu einer engumschlungenen Einheit, während er die letzten Töne spielt.
Birgit Schmalmack vom 1.1.12




Winterreise im Opernloft Foto by Silke Heyer

Zur Kritik von

kultura-extra 
Abendblatt 
 



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