Terrorprogramm, Monsun

Gehirnwäsche ohne Weichspüler

Der Moderator im Glitzerjackett kündigt Gehirnwäsche ohne Weichspüler an. Das „Terrorprogramm“ wird heute geboten. Hier wird dieses Leben zwischen Champagner, Maßanzügen und Fünfsternerestaurants gnadenlos in Frage gestellt.
Der schicke Mann im grauen Anzug hat immer nur gemacht, was man so machen musste. Nie hat er für etwas Verantwortung übernommen. Doch nun stellt er sich selbst mit der Knarre am Kopf in Frage. „Sie haben sich selbst verbrochen.“ Der Lösegeldkoffer mit den drei Millionen wird wider Erwarten vor der Tür abgeliefert. Seine Frau scheint ihn doch mehr zu lieben als gedacht. Aber er wird seinen Fragesteller nicht so schnell los werden, dass ist nach dieser Szene sicher.
Eine Volksbefreiungsparty will Emma geben, zu Ehren von Margarethe Jobst, die sie als Revolutionärin grenzenlos verehrt. Und der sie gerne nacheifern würde. Doch ihre einzige Mitstreiterin ist ihre Freundin Ines, die eher als eine Karriere als Naturwissenschaftlerin denkt als an eine als Weltverbesserin. Da hilft nur noch der Alkohol.
Auf der Coach der Soapfamilie Stolzenberg ist der Zuschauer als letztes zu Gast. Hier feiern sich der Sohn als Revoluzzerverschnitt und die Tochter als Girlie-Hure, die alle Bürgerlichkeiten in Frage stellen. Auf dem familiären Sofa müssen sie erfahren, dass sie nur perfekte Zöglinge ihrer Eltern sind, die in jungen Jahren als Stricherin und Bankräuber in Robin Hoodmanier ihre zeittypische Haltung gefunden haben, bis sie das perfekte Terrorprogramm für sich entdeckt haben: die Gründung einer Familie.
Autor Marc Becker geht der medialen Selbstinszenierung der Revolutionsattitüden nach. Höchst aktuell in heutigen Tagen. Nina Pichler hat den Text im Monsuntheater ohne gewollte Aktualisierungen aber mit viel Witz, Tempo und Momenten des Nachdenkens in Szene gesetzt.
Birgit Schmalmack vom 13.4.15




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Comeback, Monsun
Der Tod und das Mädchen, Monsun