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Welche Droge passt zu mir? |
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Die große Leere
Ihr Leben hatte sie so perfekt geplant: Einen gut verdienenden liebevollen Ehemann geheiratet, einen musikalisch begabten Sohn geboren und dann noch eine günstig ersteigerte Jugendstilvilla erstanden. Doch das Glücksgefühl, das nun fällig wäre, will sich einfach nicht einstellen. Sie füllt sich unausgefüllt. Wenn Mann und Sohn aus dem Haus sind, fällt die Leere über sie herein. Da muss es doch noch mehr geben, denkt sie sich. Hat ihr Leben mit 28 Jahren etwas schon seinen Höhepunkt überschritten? Was ist aus ihren Träume und Sehnsüchten geworden? Dann gibt es einen Wasserschaden und Handwerker im Haus und damit ein Angebot zu neuen Erfahrungsräumen; der Lehrling versorgt sie zuerst mit kleinen Pillen und dann mit Koks. Die kleinen Glücksmacher geben ihr endlich die fehlenden Farben und Hochgefühle zurück. Die Frau scheint das perfekte Mittel entdeckt zu haben, um sich endlich so zu fühlen, wie sie und ihr Umfeld es gerne hätte. Noch fühlt sie sich sicher; sie wird die Drogen kontrollieren und nicht umgekehrt. Wissen gibt ihr diese Sicherheit. Sie analysiert sie die Bestandteile, beschäftigt sich mit den Wirkungen und den Nebenwirkungen. Doch was zu Beginn noch wie ein nettes, abenteuerliches Spiel mit dem Risiko aussah, entwickelt sich bald zu einem unaufhaltsamen Absturz ins Bodenlose. Das Theaterstück lebt von dem Kontrast der anfänglichen selbstbewussten Auftreten dieser angeblichen Powerfrau zu Beginn, die ihr Leben so bestens im Griff zu haben scheint, und ihrem vorprogrammierten Abgleiten vor Publikum. Denn der Monolog von Kai Hensel ist zunächst wie ein Volkshochschulvortrag anlegt: Mit Dias berichtet eine Frau von den Möglichkeiten der besseren Selbsterfahrung. So könnten Werbe-Seminare zur gelungenen Selbstoptimierung anfangen. Sie ruft ihre Zuhörer zum bewussten Umgang mit den eigenen Wünschen auf und rät zum gezielten Einsatz der kleinen bunten Pillen. Dann kippt die Stimmung allmählich. Immer mehr Einblick gibt die Frau in ihr Privatleben. Immer mehr entgleitet ihr die propagierte Kontrolle. Die Zuschauer im Monsuntheater hören dem Bericht der Frau in dem immer gleich privaten Raum mit nur einer Matratze und einer raumhohen Leiter zu. Regisseur Hans-Peter Kurr verzichtet so auf das Setting des offiziellen Vortrags. Er nimmt diesen Text ernst, verringert damit die Wirkung seiner sarkastischen Untertöne und mindert so die Fallhöhe des Absturzes. Was die Solodarstellerin Ines Nieri allerdings daraus macht, ist sehr sehenswert. Sie ist ein Energiebündel, das ihre Zuschauer im Monsuntheater mit ihrer großen Präsenz sofort in ihrer Bann zieht und die Spannung von der ersten bis zur letzten Minute der Aufführung hält. Birgit Schmalmack vom 30.11.14
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