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Im Stillen, Monsuntheater



Ich will leben

„Was macht das Leben?“ Das fragt Margarete immer ihren Enkel Jonas, wenn er sie besucht. Nicht sein Studium, seine Erfolge oder seine Karriereambitionen sondern seine Lebenserfahrungen interessieren sie. Das gefällt Jonas. Seine Oma ist auch nach ihrer Pensionierung ein neugieriger Mensch geblieben. Doch weil ihr Mann Hermann schon scheintot auf dem Sofa vor dem Fernsehen auf seinen Tod zu warten scheint, langweilt sie sich zunehmend. Immer nur Kreuzworträtsel reichen ihr nicht. Als ihr Enkel ihr einen alten Laptop mitbringt, ist sie begeistert und stürzt in die große Welt des world wide web. Sie kreiert ihren eigenen Block und erfindet sich ihr Leben fortan als zwanzigjährige Partymaus. Sie vermischt ihre früheren Erlebnisse mit möglichen heutigen und kann so für ein paar Stunden sich das Leben erfinden, das sie so gerne noch führen würde. Doch immer öfter vergisst sie nicht nur, wo sie ihre Brille gelassen hat. Anrufe mitten in der Nacht machen Jonas allmählich klar, dass seine einst so agile Oma unter Demenz leidet und nicht mehr alleine klarkommen wird.
Clemens Mägde hat in „Im Stillen“ eine Beschreibung des langsamen Abgleitens in das Vergessen sehr genau und realitätsnah beschrieben. Jonas steht am Rande und kann seine Oma nur begleiten, aber ihr nicht helfen. Er muss zusehen und akzeptieren, dass sie auch ihn nicht mehr erkennt. Das Stück beginnt harmlos leicht mit Schlagermusik. Es endet mit dem Verschwinden eines Menschen aus der Welt. Juliane Koren spielt diese Frau so liebevoll detailgetreu, dass jedes Zittern der Hände, jedes versuchte Überspielen der Aussetzer, jede aufwallende Lebenslust, jede resignierende Erkenntnis tief in ihr Seelenleben blicken lässt. Ein erstaunlich reifer Text für einen so jungen Autor, der am Mittwoch im Monsuntheater für seinen erkrankten Darsteller Martin Wolf einsprang und den Jonas in all seiner jungenhaften Hilflosigkeit spielte.
Birgit Schmalmack vom 15.11.13




Im Stillen im Monsuntheater


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