Bevor wir gehen

Kampf ums Überleben

In ein Kaufhaus haben sich die jungen Leute geflüchtet, vor dem lebensfeindlichen Chaos, das draußen mittlerweile herrscht. Eisig kalt ist es draußen. Eine neue Eiszeit, eine Endzeit ist angebrochen. Nun geht es hier drinnen im Kaufhaus nur noch um das nackte Überleben. Oder doch um mehr? Wenn die Vorräte in dem Kaufhaus, in dessen Etagen sie sich verschanzt haben, zur Neige gehen, werden die Kämpfe immer grober. Einer nach dem anderen verschwindet in der Tiefkühltruhe, um am Ende von den Übrig Gebliebenen verspeist zu werden. Doch hier und da öffnen sich ein paar Fünkchen Menschlichkeit in all diesem Kampf um die eigene Haut. "Wir haben miteinander geschlafen und miteinander gelacht", erinnern sich einige von ihnen. Doch auch diese Phase des Einvernehmens scheint nun vorbei. Nun wird ausgerechnet, wie lange die Vorräte für wie viele halten würden. Und wieder verschwindet einer in der Truhe.

Es ist ein schwieriger, desillusionierender Stoff von Kristo Šagor in einem völlig abstrakten Rahmen mit vielen assoziativen Szenen ohne klare Dramaturgie, den sich das Schauspielstudio Frese für seine diesjährige Abschlussinszenierung ausgesucht hat. Regisseur Dietrich Trapp hat dieser Vorlage noch weitere Fremdtexte hinzugefügt, die ihr einen philosophischen Überbau geben sollen, aber die Verständlichkeit nicht unbedingt erleichtern. Doch die Jungschauspieler/Innen (Cecilia De la Jara, Marie Dollenberg, Ronja Donath, Charlotte Friedrich, Ahmet Kalebas, Tina Rother) meistern diese schwere Aufgabe erstaunlich souverän. Sie versuchen trotz der geringen Verweildauer auf der Bühne ihre Figur mit Charakter zu füllen und es gelingt ihnen, ihre eigene Geschichte zu erzählen. So zum Beispiel die Figur von Cecilia De la Jara, die als schwangere Frau erst zum Schluss von außen zur Kampfesgemeinschaft dazu stößt und es tatsächlich schafft, in dem einzigen Überlebenden, einem machistischen Egomanen (Clemens von Treuenfels) so etwas wie Liebe zu entfachen.
Birgit Schmalmack vom 5.2.18




Bevor wir gehen Foto: Frese Schauspielstudio


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