Zur Kritik von

Welt 
 
 

Cosi fan tutte

Mine Yücel (Fiordiligi), Anna Wagner (Dorabella) i © Horst Warneyer



Doch nur Tierchen?

Ist Cosi fan tutte nun ein frauenfeindliches Stück, das mit Klischees behaftet ist, oder ein aufklärerisches Werk, das für die Gleichbehandlung der Geschlechter in der Ausübung ihrer Sexualität wirbt?
Die Geschichte lässt beide Interpretationen zu: Ferrand (Amar Muchhala) und Guglielmo (Maximilian Krummen) glauben fest an die Treue ihrer Bräute Ihr Freund Alfonso (Nicolas Kröger) überredet sie zu einem Experiment: Verkleidet sollen die Beiden ihre Freundinnen (Mine Yücel, Anna Wagner) versuchen zu verführen.
Über dreieinhalb Stunden zieht sich diese Versuchsanordnung hin. Die Bräute zieren sich ihrer Rolle gemäß. Die Männer gewinnen in alberner Ritterverkleidung immer mehr Spaß an ihren eigenen Verstellungskünsten. Doch der vorhersehbare Ausgang des Experiments stürzt alle Beteiligten in den Abgrund. Quod erat demonstrandum: Alle machen es. Cosi fan tutte. Nie werden die Vier wieder an den unschuldigen Beginn ihrer hoffnungsvollen Zukunft zurückkehren können. Wie Tierchen haben sie den Naturgesetzen gehorcht. Von menschlicher, vernunftsgesteuerter Entscheidungsgewalt kein Spur.
Regisseur Marcos Darbyshire bezieht im Forum der Musikhochschule keine klare Position. Das Bühnenbild aus verschiebbaren Holzpodesten lässt immer wieder Lücken entstehen, über die man stolpern kann. Der laute, gewollt beschwingt klingende Schlusschor offenbart klar die Not der Singenden. Die eigentlichen Highlights des Abends sind die Sänger. Wohltönend, klar und voll klingen die vier Liebenden, hintergründig der analytische Alfonso und vorwitzig, variantenreich die Hausangestellte Despina (Katharina Penner).
Birgit Schmalmack vom 14.2.12