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Eugen Onegin, HfMT |
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Kunstvolle Neuinterpretation
"Art" verspricht die Leuchtschrift auf der Bühne. Der Schriftzug ziert einen Sockel, auf dem Onegin steht. Er trinkt eine Cola aus und erklärt das zum Kunstakt. Die russische Landbevölkerung der Vorwendezeit betrachtet ihn mit einer Mischung aus Bewunderung und Kopfschütteln. Unter ihnen ist Tatjana. Ihre Reaktion ist eindeutig: Liebe auf den ersten Blick. Kein Wunder, wenn man Ihre beschränkte Welt betrachtet: Alle Frauen tragen die selben Betonfrisuren, die gleichen Röcke und Glitzer-Westen zu Schalblusen. Die Waschmaschine, in die sie die Wäsche stopft, hat auch schon bessere Tage gesehen. Verglichen mit den übrigen Männern in ihrem Umfeld sticht Onegin in seiner Punkfrisur und seiner bunten Lederjacke heraus. Doch der Künstler hat keine Augen für das Landei und macht sich lieber an die betrunkene Verlobte ihres Bruders heran. Was in einem Duell endet. Nach der Pause hängen statt der Wäschestücke Aktienkurse an der Rückwand und die in die Jahre gekommene Gemeinschaftsküche hat sich in eine Partylocation verwandelt. Doch auch jetzt ist Individualität Fehlanzeige. Alle Frauen tragen dasselbe Partykleid und alle Männer denselben Anzug. Ihre Köpfe haben einen gleichförmigen Plastiküberzug inklusive Schminke und Kappe verpasst bekommen. Der Zusammenbruch der Sowjetunion hat ihnen zwar theoretisch mehr Auswahl beschert, doch der Kapitalismus schafft einen neuen Zustand der Gleichförmigkeit. Tatjana hat im Laufe der vergangene Jahre einen reichen Mann geheiratet, der ihr den Aufstieg in höhere Kreise erlaubt hat. Unter den Partygästen taucht plötzlich Onegin auf. Er erkennt in der reich gewordenen Tatjana seine verpassten Chancen. Obwohl auch sie ihn immer noch liebt, bleibt sie bei ihrem Ehemann, weil sie weiß, dass sie ihm alles Erreichte verdankt. Regisseur Mien Bogaert hat mit seiner Inszenierung der Oper von Tschaikowsky eine stimmige und packende Neuinterpretation ins Forum der Musikhochschule gebracht. Mit seinem mutigen und entschlossenen Zugriff auf den Stoff schafft er es, ihr einen zeitgemäßen und gesellschaftskritischen Rahmen zu geben. Gespannt verfolgen die Zuschauer das Geschehen um das Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Gesellschaftskonzepten, einen Zusammenbruch, einen Neu-Aufbau und die folgende Enttäuschung und Leere. Aus dem durchweg gut besetzten Sängerensemble ragt Britta Glaser als Tatjana heraus. Sie gibt ihrer Figur mit ihrer großen und fein modulierenden Stimme die Tiefe, die die Musik Tschaikowskys zum Schwingen bringt. Dieser Aufführung lohnt einen Besuch des Forums im Harvestehuder Weg. Birgit Schmalmack vom 30.11.18
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Druckbare Version
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Infame Perspektiven, Theaterakademie The Fault, Hfmt
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