Achtung Deutsch!

Crashkurs für Neodeutsche

Wer will schon Deutscher sein? Für den Österreicher eine Vorstellung, die Schüttelanfälle hervorruft. Für den Italiener (Nico Venjacob) mit seinem Lebensverständnis nicht vereinbar. Für die Französin (Clara Cüppers) gar keine Frage, sie interressieren höchsten die deutschen Männer. Doch der Syrer (Ouadirh Ait Hamou), der mittelhochdeutsche Lyrik studiert, will unbedingt Deutscher werden.
Für die multinationale Erasmus-Studenten-Wg steht ein Zehnpunkteplan an, damit sie vor dem Wohnungsamtsprüfer bestehen können. Sonst ist ihre günstige Sozial-Wohnung weg. So schlüpfen alle kurzerhand in die Rolle eines Familienmitglieds der Schlüters, die hier erwartet wird. Schnell wird für jeden eine deutsche Biographie erfunden und werden alle zehn Punkte fürs Deutschsein gepaukt.
In „Achtung deutsch!“ vom Contra-Kreis-Theater, Bonn werden alle Klischees über die Deutschen genüsslich in Szene gesetzt. Doch auch die anderen Nationalitäten bekommen ihr Fett ab. Der Italiener kapiert erst als letzter die logischen Zusammenhänge, die Französin ist die wandelnde Erotik pur, der Österreicher (Matthias Kofler) der grantelnde Gemütsmensch und der Syrer der überangepasste Vorzeigedeutsche, der den Deutschen erzählt, wie ein Deutscher zu sein hat. Es gibt hier kein Klischee, kein Vorurteil, das nicht aufgespießt, umgedreht, bespöttelt und sogleich mit dem Gegenargument karikiert wird. Der Autor Stefan Vögel ist ein Meister seines Komödienfaches, der gekonnt mit Wortbällen jongliert. Das Stück trifft bei Jochen Bosse auf eines Könner der Komödieninszenierung, der zudem eine überaus spielfreudige Truppe auf der Bühne vorweisen kann. Das ist gekonnte Unterhaltung, die sowohl Stammstischbesucher und Sozialliberale zufrieden stellen kann, schenkelklopfend und politisch korrekt zugleich.
Birgit Schmalmack vom 26.6.14



Zur Kritik von

Abendblatt 
 
 



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Der eiserne Gustav
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