The 27 Club

The 27 Club, Fiona Lynch als Amy Winehouse by engerfoto.de

Lieber ausbrennen als ausbleichen

Wer auf dem Höhepunkt seiner Karriere stirbt, hat gute Chancen zu einer Legende zu werden. Doch warum sind so viele Musiker gerade in dem Alter von 27 Jahren gestorben? Dieses Phänomen untersucht „The 27 Club“ im St. Pauli Theater, das unter der Regie von Toby Gough auf dem Edinburgh Festival Fringe im letzten Jahr uraufgeführt wurde. Auf der Bühne sind sie alle versammelt: Jimi Hendrix, Janis Joplin, Kurt Cobain, Jim Morrison, Brian Jones (von den Rolling Stones) und Amy Winehouse. Wie Ricardo Coke-Thomas, der durch den Abend leitete, am Schluss meinte: „Wenn sie irgendwo bei den Sternen aufeinander treffen und dort zusammen spielen sollten, werden wahrscheinlich die beste Band aller Zeiten sein: The 27 Band.“
Doch auch einzeln haben sie einiges zu bieten: Wenn das Idol der Sixties Jimi Hendrix die „world on fire“ setzt, lodert die Bühne rot. Janis Joplin lässt Woodstock wieder auferstehen, wenn sie ihre Weisheit „Freedom is just another word for nothing left to loose“ röhrend mitteilt. Jim Morrison braucht gleich zwei Bodygards, um seine Groupies von der Bühne fernzuhalten. Kurt Cobain linst unter seinen Stirnfransen hindurch, während er Endzeitstimmung mit „This ist he end“ verbreitet. Doch das Highlight des Abends ist der Auftritt von Amy Winehouse, bzw. ihrer Darstellerin Fiona Lynch. Wie sie nervös an ihrem Haarturm und ihrem Petticoat-Rock herumnestelt, lasst die schwarzen Löcher ihrer Persönlichkeit erahnen, die ihr frühes Verschwinden mit verursacht haben könnten. Diese Künstler lebten stets an ihrem Limit, so dass alle Aufputschmittel erlaubt und nötig waren. Wie die Sterne, die während der Show immer wieder auf den Bühnenvorhang projiziert werden, sind sie allzu früh verglüht.
Diese Show ist kein Hochglanzmusical, bei dem jede Sekunde genau durchgeplant ist sondern ein intensives Konzert von tollen, lebenden Künstler. Sie versuchen zwar frühere Musiklegenden möglichst authentisch zu wieder auferstehen zu lassen, doch es geht ihnen mehr um die Stimmungen, die diese mit ihrer Musik zu erzeugen versuchten als um eine perfekte Imitation. Kleine Zugeständnisse an den vermeintlichen Showgeschmack wie eine Gogotänzerin in goldenen Hotpants, die sie eigentlich nicht nötig haben, seien ihnen dabei verziehen.
Birgit Schmalmack vom 29.7.13

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LKZ