"Comment ça va, Nasara?", Lichthof


Weiß-schwarzes Denken

Als Weiße einen Trip nach Afrika unternehmen. Das kann als wahrer Ego-Booster taugen. Hier kann sich die Reisende wunderbar anhand der internalisierten Klischees die eigene Überlegenheit bestätigen lassen und beruhigt wieder nach Hause fahren. Doch genau in diese Falle wollten Anna Kuch und Meera Theunert nicht tappen. Sie hinterfragen in ihrer Performance „Comment ça va, Nasara?“ (Wie geht es dir, Weiße?) sich und ihre anerzogenen Rassismen gnadenlos. Nach ihrem Studienaufenthalt in Burkina Faso stellen sie ihre eigenen weißen Denkstrukturen auf der Bühne aus, um die zugrunde liegenden strukturellen Verstrickungen offen zu legen.
Sie versuchen aus dem Wimmelbild, das Anna zu Beginn auf die schwarze Leinwand als Beschreibung der Hauptstadt Ouagadougou zeichnet, die Strukturen des Blicks von Weißen auf Schwarze zu extrahieren. Sie erzählen von Hochhäuser am zentralen Markt und lassen sich aber vor einer Lehmhütte abfilmen. Sie lassen einen aufblasbaren Elefanten tanzen, um ihm dann die Luft ausgehen zu lassen. Sie lesen aus zwei Afrika-Reise-Lektüren vor- einmal aus der Nazi-Zeit und einmal der Gegenwart - und erkennen in beiden die gleichen rassistischen Denkstrukturen. Sie stellen ihre eigenen Tagebuchaufzeichnungen dagegen und bescheinigen sich selbst ähnliche Denkmuster.
Diese Performance will Aufklärung. Die beiden weißen Frauen bemühen sich stellvertretend für die Zuschauer um eine Bewusstseinsschärfung, mag sie noch so schmerzhaft und desillusionierend sein. Ihr ernsthaftes und moralisch einwandfreies Anliegen schimmerte in jeder Szene durch. So durften die Zuschauer im Lichthof nach der Performance und dem anschließenden Publikumsgespräch um etliche deutliche Denkanstöße bereichert nach Hause gehen.
Birgit Schmalmack vom 18.11.19




"Comment ça va, Nasara?", Lichthof Foto: Meera Theunert


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