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Zur Kritik von |
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Wer hat Angst vor Virgnia Woolf? |
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Wer fürchtet sich vor einem Leben ohne Illusionen?
Der Baum steht mitten im Wohnzimmer. Wie ein Mahnmal des Todes. Denn gegen diesen Baum wird George nicht nur seine Eltern rasen lassen sondern auch seinen Sohn. Ob der Unfall der Eltern tatsächlich geschehen ist, ist unklar. Der Sohn ist auf jeden Fall nur ein gemeinsames Fantasie-Produkt ihres Ehekampfspiels, das sie seit zwanzig Jahren erbittert ausfechten. Martha hat George geheiratet, weil sie einen aufstrebenden klugen Kopf an der Uni ihres Vaters ergattern wollte. Eventuell sogar als Nachfolger ihres Vaters. Doch George erwies sich in dieser Hinsicht als untauglich, auch in anderer, meint Martha. Ein Kind haben sie ebenso wenig hervorgebracht wie eine zufrieden stellende Beziehung. Um ihren erbärmlichen Alltag dennoch interessant zu gestalten, treten sie jeden Tag in ihre Arena ein, am liebsten vor Publikum. So hat Martha am Abend nach der Uni-Begrüßungsparty den Frischling Nick mit seiner Frau Süße zu sich nach Hause eingeladen. Schon auf der Party vorgeglüht, fühlt sie sich gut gerüstet für den Schaukampf vor den beiden jungen Gästen, die sich kaum zur Wehr setzen werden. Wer die wunden Stellen des Anderen kennt, kann ihn umso besser treffen. Darin sind sich George und Martha ebenbürtig. Sie kennen die Schwachstellen ihres Gegners. Sie dürfen sie ausnutzen und werden dennoch hinterher müde vom harten Kampf gemeinsam ins Bett fallen. Das Leben hat mehr Enttäuschungen als Abenteuer parat, also erfinden sie ihre Aufregung kurzerhand selbst. Devid Striesow und Maria Schrader sind eine Idealbesetzung für die Hauptrollen. Sie sind absolut gleichwertige Sparringspartner für den Ring, den Regisseurin Karin Beier ihnen auf der Bühne des Schauspielhauses eröffnet. Präzision beim Tempo und Timing des Schlagabtausches sind kaum zu überbieten. Sekundenschnell wechseln die Stimmungen. Scheint der andere geschlagen, holt er heimlich schon zum nächsten Schlag aus. Die jungen Gäste werden dabei zu Spielobjekten degradiert. Nick (Matti Krause) ist der smarte, hoch ambitionierte Frischling auf dem Campus. Er will Karriere machen und ist deswegen zu allerhand Zugeständnissen bereit. Sekundenschnell wechselt sein sprechendes Gesicht von dem Impuls gegen die Zumutungen seiner Gastgeber aufzubegehren, seiner Selbstüberredung zum Stillhalten, der Freude über die eigene Jugendlichkeit zum Aufblitzen purer Ratlosigkeit. Sein lieb lächelndes Weibchen (Josefine Israel) hat die undankbarste Rolle: Sie muss meist nur niedlich kichern, Unmengen von Alkohol in sich hineinschütten und sie bald darauf wieder auf der Toilette von sich geben. Israel meistert sie mit bemerkenswerter Souveränität. Die vier Darsteller führen den Verstand so lange im Kreis spazieren, bis man sich vor gar nichts mehr fürchten muss, weil alles schon passiert ist. Sie entblößen dabei die menschlichen Abgründe erschreckend genau. Gerade im Wechsel zwischen vielen lauten und wenigen ganz leisen Tönen offenbart sich die Qualität dieses Abends. Birgit Schmalmack vom 21-1-19
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Präsidentinnen, Malersaal Die Übriggebliebenen, DSH
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