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Zur Kritik von |
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Engel in Amerika |
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Im freien Fall
In den Achtzigern demonstriert eine Krankheit dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten die Grenzen seiner Toleranz: AIDS konfrontiert das Land mit seinen eigenen gesellschaftlichen Krankheiten. In der Ära Reagan wird das Land von den Republikanern regiert, die den Homosexuellen nur einen Platz am unsichtbaren Rand der Gesellschaft zubilligen. AIDS holt diese nun unfreiwilligerweise aus diesem Dunkel heraus. „In the land of freedom“ gibt es eigentlich keine Engel mehr, denn Amerika, das Land der Freiheit, verfügt über keine eigene Tradition in Spiritualität. Doch an der Schwelle des Todes ist einiges möglich. Tony Kushner schrieb ein insgesamt siebenstündiges Theaterstück über den Umgang Amerikas mit AIDS. In ihm tituliert der korrupte, rechte Rechtsanwalt Roy Cohn seine AIDS als Leberkrebs. Ein schwules Paar trennt sich, weil der eine die Krankheit seines Partners nicht ertragen kann. Ein mormonisches Ehepaar trennt sich, weil der Mann seine Homosexualität entdeckt. Die Frau versinkt danach völlig in ihrer Depression. Erst am Ende wird sie eine Art schmerzlichen Fortschritt bei sich feststellen, der Sehnen nach dem Zurückgelassenen und Träumen nach vorne verbindet. Bei Regisseur Bastian Kraft ist die Erde eine Scheibe. Der runde Globus wird bei ihm in der Projektion zweidimensional.,. Über den Bühnenrund schwebt dazu eine bei Bedarf verspiegelte runde Fläche, die die Personen spiegelt, die weitere Vorstellungswelten wiedergibt und so eine doppelte Wahrnehmungsebene erzeugt. Per Cam werden die Personen in Nahaufnahme herangeholt, während sie live auf der Bühne agieren. Die Erdenbürger können so wie unter einem Brennglas beobachtet werden. Die Szenen der Personen werden im Laufe des gut dreistündigen Abends immer mehr ineinander verschnitten. Sie fügen sich über die Spiegelfläche zu einem Kaleidoskop des damaligen Amerikas zusammen. Der spießige, brav funktionierende Joe (Oliver Maillison) und die an der Welt und ihrem abwesenden Mann leidende Harper (Alicia Aumüller), der den Tod fürchtende, freiheitsliebende, linke Louis (Julian Greis), der sterbende, tief enttäuschte Prior (Kristof van Boven) und der machtbesessene, berechnende Roy (Matthias Leja) – alle kommen den Zuschauern nicht nur in den Projektionen sehr nahe. Alle Geschichten fordern zum Mitdenken- und leiden auf. Sandra Flubacher, Marie Löcker und Ernest Allan Hausmann spielen in schneller Verwandlung alle weiteren Rollen. Das Premierenpublikum feierte die Inszenierung mit lang anhaltend Applaus. Zu Recht: Bastian Kraft bringt das legendäre Stück temporeich, spannend und vielschichtig auf die Bühne. Rassismus, Intoleranz, Judenfeindlichkeit und religiöser Fanatismus sind nur einige der Themen, die über die Achtziger hinaus interessant bleiben. Birgit Schmalmack vom 19.10.15
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˜ [ungefähr gleich], Thalia in der Gaußstraße Nathan der Weise
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