Rum & Wodka, Nachtasyl


Von der Gefährlichkeit eines Durchschnittsleben

Der junge Mann hat in der Freiheit gebadet. Er stürzt sich voller Lust wie die Kinder bei Ikea ins Bällebad, das in der Mitte des Nachtasyls aufgebaut ist. Er habe viel „Scheiße“ gebaut, nennt er das. Alkohol, Kumpel und Frauen waren sein Zeitvertreib. Doch jetzt mit 24 ist alles ganz anders: Er ist plötzlich zu einem verantwortungsvoller, treusorgender Familienvater mit Reihenhäuschen, Verwaltungsjob, einer Frau und zwei Töchtern geworden. Als eine Partybekanntschaft schwanger wurde, hat er sie geheiratet. Nun hat sein Leben eine Richtung. Er legt die Deckel auf das Bällebad. Seine Freiheit ist jetzt zugedeckelt. Doch er nimmt sich immer wieder seine Auszeiten. Alkohol ist dabei die wichtigste Zutat, die ihn in einen Zustand bringt, der ihn an Glück erinnert. Doch die Lücke in seinem Leben lässt sich nicht auf Dauer zudeckeln. Eines Tages bricht alles auf und reißt ihn in einem Strudel dem Abgrund zu.
Der grandiose Sven Schelker erzählt davon in so einer Mischung aus Charme, Naivität, Spitzbübigkeit und Klarheit, dass es anrührt, mitreißt, aufwühlt und tieftraurig macht. Er kaschiert die Dramatik seines Lebens mit vielen Sprüchen, die dennoch seine unbefriedigten Sehnsüchte nicht kaschieren können. Ein praller Abend ist daraus unter der Regie von Helge Schmidt geworden, obwohl der Text von Conor McPherson eigentlich wie beiläufig von einem Durchschnittsleben in der Mittelmäßigkeit berichtet, das dann aber direkt auf den Abgrund zuführt.
Birgit Schmalmack vom 19.10.13




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Brüder Karamasow
Moby Dick