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Zur Kritik von |
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Die Brüder Karamasow, Thalia |
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Schuldlos schuldig
Kann man schuldlos schuldig werden? Zählt der Wunsch zu einer Tat schon so viel wie ihre Ausführung? Entkommt man der Schuld, wenn aus der Tat keine schwerwiegenden Folgen erwachsen? Ist alles erlaubt, wenn es keinen Gott gibt? Ist die Unsterblichkeit der Seele Voraussetzung für Verantwortung? Gibt es Liebe? Mit solchen substanziellen Fragen beschäftigt sich der Roman „Die Brüder Karamasow“ von Dostojewskij. Wer dieses umfangreiche Werk auf die Bühne bringen will, muss zwangsweise auswählen. Luk Perseval entschied sich für die Perspektive des einzig Gläubigen, des jüngsten Sohn Aljoscha (Alexander Simon). Aus seiner Sicht werden die Umstände der Ermordung des Vaters und deren Aufklärung beschrieben. Denn eigentlich ist der Roman eine Kriminalgeschichte: Der Vater ist erschlagen worden und aufgrund seines egomanischen, unmoralischen Lebenswandels, der besonders bei seinen Söhnen immer wieder Wut und Hassgefühle aufkeimen ließ, gibt es mindestens vier Verdächtige: seine vier Söhne. Aljoscha lässt sie in seinem wie einen Rückblick angelegten Bericht auftreten. In insgesamt vier Stunden legen sie über ihre Lebensgeschichten Rechenschaft ab. Alle ihre Versuche aus dem Kreislauf der Vernachlässigung und Lieblosigkeit auszubrechen, scheinen gescheitert. Beziehungen zu Frauen bringen keine Erfüllung sondern allenfalls kurzzeitige Befriedigung. Dimitri (Bernd Grawert) ist der aufbrausende Lebemann, der ganz in dem jeweiligen Moment aufgehen möchte. Er träumt davon mit der sinnlichen, übersprühenden Gruschenko ganz weit wegzufahren, doch gerade auf diese Frau hat auch der Vater ein Auge geworfen. Katharina (Alicia Aumüller) dagegen vergeht vor unerwiderten Liebe zu Dimitri, die wiederum vom Iwan (Jens Harzer) begehrt wird. Iwan ist der Dauer-Zweifler, der alles in Frage stellen muss. Die stille Gläubigkeit seines Bruders ist ihm verwehrt. Er kann dieses Dasein auf der Erde nicht unter einem göttlichen Vorzeichen sehen. Aljoscha kann sich eine Verbindung mit der intelligenten, einsamen Lise (Marina Galic), die im Rollstuhl sitzt, vorstellen, doch auch diese aufkeimende Verbindung kommt nicht zustande. Der uneheliche Smerdjakow (Rafael Stachowiak) nimmt die ihm zugedachte Rolle am Rande an, indem er den Unheimlichen, Geheimnisvollen mimt. Obwohl er schließlich der Mörder ist, rückt ihn nicht einmal diese Tat in den Mittelpunkt des Interesses. Dimitri übernimmt den Part des wahrhaft Schuldigen, da er sein Vorhaben oft genug gewünscht und geäußert hat. Russische Schriftzeichen bedecken den Bühnenboden, über dem hundert silberne Rohrglocken schweben. Wie stählerne Pendel können sie in Schwingungen versetzt werden. Die Überquerung der Bühne wird dann zu einem Hindernislauf. Alles hängt mit allem zusammen. Auch wenn der Anstoß schon lange zurückliegt, setzen sich die Auswirkungen noch weiträumig fort. Lange sind sie zu beobachten und zu hören. Wenn die Rohre aneinanderstoßen, geben sie tiefe Töne von sich, die über die ganze Bühne schallen. Auch sanfte Glockentöne sind den Stahlrohren zu entlocken oder sie können wie ein riesiges Vibraphon genutzt werden. Im sich wandelnden Licht stehen sie da wie ein heller Klangwald mit seinen schlanken Baumstämmen und erinnern an russische Birkenwälder. Perseval hat seinen Schauspielern viel Raum gegeben, in ihre Figuren einzutauchen und sie auf der Bühne zum Leben zu erwecken. Alle machen dies auf ihre ganz eigene Art und Weise. Grawert ist der ungestüme Impulsive, Aljoscha der stille, ganz in sich Ruhende, Iwan, der hadernde Zyniker und Smerdjakow der unergründliche Außenseiter. So kann sich das hochphilosophische Alterswerk Dostojewskij in seiner Tiefgründigkeit entfalten. Birgit Schmalmack vom 1.10.13
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Annes Schweigen Rum & Wodka
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